Artikel: Ein Besuch bei dem „vergessenen Fahrenden Volk“: Die Jenischen
Antiziganismusbeauftragter der Bundesregierung und Deutsche Bahn AG besuchen die in Deutschland einmalige Ausstellung zu den Jenischen
Auf Einladung des Zentralrats der Jenischen Deutschland besuchen der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma, Dr. Mehmet Daimagüler, der Konzernbeauftragte für Politische Beziehungen der Deutschen Bahn AG, Frank Miram, sowie die Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn AG für das Land Baden-Württemberg, Frau Dr. Clarissa Freundorfer, am Donnerstag, 5. September 2024, das Freilandmuseum Hohenlohe in Wackershofen. Dort besichtigen sie die Dauerausstellung „Auf der Reis’ – Jenische im Südwesten“, die über das tägliche Leben, über Armut und wirtschaftlichen Erfolg bis hin zu Diskriminierungen und Verfolgung im Nationalsozialismus informiert.
Dr. Mehmet Daimagüler, Beauftragter der Bundesregierung: „Die Jenischen waren und sind Teil der kulturellen Vielfalt in unserem Land. Diese Menschen haben in jeder Hinsicht zur Entwicklung in Deutschland beigetragen und zum Dank Verfolgung und Leid erfahren. Dem Zentralrat der Jenischen und seinem Vorsitzenden Renaldo Schwarzenberger danke ich sehr für ihre wichtige Arbeit. Viel zu lange haben wir als Land weggeschaut.“
Frank Miram, Konzernbeauftragter für Politische Beziehungen, Deutsche Bahn AG: „Im Oktober 2022 hat die Deutsche Bahn AG die IHRA-Definition von Antiziganismus angenommen. Diese umfasst explizit auch Antiziganismus gegen Jenische. Deshalb ist es mir wichtig, mich heute mit dem Museumsbesuch über die Jenischen zu informieren und das Wissen innerhalb der Deutschen Bahn AG weiterzugeben.“
Renaldo Schwarzenberger, Vorsitzender des Zentralrats der Jenischen Deutschland: „Der Zentralrat der Jenischen begrüßt die Teilnahme von Herrn Dr. Daimagüler am heutigen Museumsbesuch in Wackershofen mit seiner deutschlandweit einzigen Ausstellung zu den Jenischen. Der Zentralrat der Jenischen bedankt sich zudem im Namen aller Jenischen bei der Deutschen Bahn AG dafür, dass sie den Jenischen in ihrem Bemühen um mehr Sichtbarkeit unterstützend zur Seite steht.“
Aktuell leben nach Schätzungen des Zentralrats der Jenischen Deutschland rund 500.000 Jenische in Europa, davon circa 250.000 in Deutschland. Die Jenischen sind ursprünglich ein reisendes Volk. Was sie verbindet, ist das Ausüben eines Wanderhandwerks, das Altwarensammeln und der Hausierhandel über die Jahrhunderte. Sie definieren sich nach Auffassung des Zentralrats der Jenischen Deutschland insbesondere über die aus ihrer Lebensweise resultierenden Identität, sehr enge Familienbande, ein von der Mehrheitsbevölkerung abweichendes Wertesystem und eine eigene Sprache. Der Zentralrat der Jenischen Deutschland setzt sich gegenüber der Bundesregierung für die Anerkennung der Jenischen als nationale Minderheit in Deutschland und Europa ein.