Artikel: München bekommt eines der modernsten S-Bahn-Systeme Europas
DB hat umfangreiches Programm für Ausbau, Modernisierung und Qualität gestartet • Rekordinvestitionen in Fahrzeuge, Betrieb und Infrastruktur • Digitalisierung der bestehenden Stammstrecke bis 2030
Die Münchner S-Bahn wird Schritt für Schritt zu einem der modernsten S-Bahn-Systeme Europas. Mit der Initiative „Starke S-Bahn München – Programm 14plus“ hat die Deutsche Bahn eine seit Bestehen der S-Bahn beispiellose Ausbau- und Qualitätsinitiative gestartet. Damit wird der S-Bahn-Verkehr noch vor dem Start der 2. Stammstrecke schrittweise zuverlässiger. Die Initiative greift in drei Bereichen: Erstens sorgt die DB in einer Qualitätsoffensive für einen stabileren Betrieb sowie eine bessere Fahrgastinformation und investiert dafür in den nächsten zehn Jahren zusätzlich rund 500 Millionen Euro. Zweitens baut die DB in den nächsten rund zehn Jahren die Infrastruktur des S-Bahn-Systems aus, beschafft neue Fahrzeuge und errichtet zwei neue S-Bahn-Werke. Dritter wichtiger Bestandteil ist die Digitalisierung des Bahnknotens München, beginnend mit der bestehenden Stammstrecke bis 2030.
Klaus-Dieter Josel, DB-Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern: „Mehr als 50 Jahre nach den Olympischen Spielen und der allerersten S-Bahn-Fahrt schaffen wir mit der Initiative bis zum Start der 2. Stammstrecke die Grundlage für ein hochmodernes S-Bahn-System. Gemeinsam mit der 2. Stammstrecke ist das für den Nahverkehr in der Region München nicht weniger als ein neues 1972. Die S-Bahn wird so leistungsfähig, dass sie erneut Generationen umweltfreundlich mobil halten wird. Wir haben für dieses Ziel einen klaren Fahrplan und investieren auf Rekordniveau.“
Heiko Büttner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn München: „Wir machen in den nächsten Jahren die S-Bahn neu. Der Weg bis zum Ziel wird mit vielen Baustellen herausfordernd, doch er lohnt sich: Schritt für Schritt profitieren unsere Fahrgäste von einer zuverlässigeren S-Bahn. Ganz unmittelbar sorgen wir etwa durch zusätzliche Fahrzeuge an Startbahnhöfen dafür, dass S-Bahnen trotz verspäteter Ankunft des vorherigen Zuges pünktlich abfahren können. Für die bessere Fahrgastinformation bauen wir außerdem unsere Live-Map aus und nutzen neue Kanäle für die Echtzeitinfos bei Störungen."
Christoph Herzog, Leiter Anlagen- und Instandhaltungsmanagement München, DB Netz: „Wir brauchen eine verlässliche Infrastruktur. Dafür investieren wir mit 60 Millionen Euro jährlich so viel wie nie in die Instandhaltung. Das bedeutet: Wir tauschen an neuralgischen Stellen technische Komponenten aus, bevor sie defekt sind. 2023 haben wir unsere Investitionen für Prävention in diesen Bereich nochmals um 10 Millionen Euro erhöht und wollen dieses Niveau auch die nächsten Jahre beibehalten.“
Digitalisierung des Bahnknotens: Erster wichtiger Meilenstein bis 2030
Die gesamte Signal- und Leittechnik des Bahnknotens München soll komplett digitalisiert werden. Das macht den Betrieb flexibler und ist die Voraussetzung für Automatisierung. München wird das dritte große Projekt im Rahmen der Digitalen Schiene Deutschland neben Stuttgart und Hamburg. Aktuell untersucht die DB mit einer Machbarkeitsstudie die Details der Umsetzung. Ziel ist es, die bestehende Stammstrecke bis 2030 zu digitalisieren. Anschließend folgen die S-Bahn-Außenäste.
Mehr Platz auf der Schiene und wachsende S-Bahn-Flotte
Parallel laufen Planungen und Bauarbeiten für viele Ausbauvorhaben und Netz-ergänzende Maßnahmen für mehr Platz auf der Schiene und moderne Bahnhöfe. So erhalten mehrere S-Bahn-Außenstrecken zusätzliche Gleise – unter anderem zwischen Steinebach und Seefeld-Hechendorf. Einige Projekte sorgen schon in absehbarer Zeit für Verbesserungen: In Laim können Fahrgäste 2023 mit dem neuen und großzügigen Bahnsteig an Gleis 1 das erste Mal einen fertiggestellten Teil der 2. Stammstrecke nutzen. Am Ostbahnhof startet das neue elektronische Stellwerk. Mit einem neuen Aufzug am Isartor wird dieses Jahr zudem die gesamte Stammstrecke barrierefrei.
Nach der inzwischen abgeschlossenen Modernisierung aller S-Bahnen der Baureihe 423 verstärken im Jahresverlauf 16 frisch modernisierte Züge der Baureihe 424 die S-Bahn-Flotte. Die DB beschafft im Rahmen des mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) abgeschlossenen 1. Münchner S-Bahn-Vertrags außerdem rund 90 neue XXL-Züge, die Standards setzen werden: Erstmals in der Geschichte der deutschen S-Bahnen kommen ab Ende der 20er Jahre durchgängige 200-Meter-Züge in ICE-Länge zum Einsatz. Sie bieten zwölf Prozent mehr Kapazität und moderne Fahrgastinfotechnik. Für die Wartung der wachsenden Flotte baut die DB an beiden Enden der Stammstrecke zwei neue S-Bahn-Werke, die dank Photovoltaik, Geothermie und begrünten Dächern klima- und ressourcenschonend arbeiten werden. In Pasing beginnen bauvorbereitende Maßnahmen noch 2023. Der Neubau des S-Bahn-Gebäudes samt Leitstelle am Ostbahnhof ist bereits abgeschlossen.
Qualitätsoffensive für stabileren Betrieb und bessere Fahrgastinformation
Um schon vor Fertigstellung der großen Vorhaben für mehr Zuverlässigkeit zu sorgen, ergreift die DB kurzfristig Maßnahmen. Zusätzliche Fahrzeuge an Endbahnhöfen sorgen seit Dezember für mehr Fahrplanstabilität. Rückfahrten können so trotz verspätet ankommender Züge pünktlich beginnen. Die Erfahrungen sind positiv und eine Ausweitung wird geprüft. Außerdem wird die S-Bahn Künstliche Intelligenz (KI) nutzen, die laufend die Verkehrslage analysiert und mögliche Konflikte frühzeitig erkennt. Die Disponent:innen in der Leitstelle können so eingreifen, bevor eine Verspätung entsteht.
Zentral für mehr Zuverlässigkeit ist die Infrastruktur. DB Netz erhöht die Mittel für die präventive Instandhaltung störanfälliger Komponenten etwa an Weichen, Bahnübergängen oder Stellwerken. Hier werden Teile oder ganze Anlagen erneuert, Technik umgerüstet oder Diagnosesysteme ergänzt. Ein eigener Baukoordinator bei DB Netz kümmert sich um die bestmögliche Planung und Bündelung der zunehmenden Zahl an Bauarbeiten, damit der S-Bahn-Verkehr trotzdem so zuverlässig wie möglich rollen kann.
Im Fokus bei alledem: die bestmögliche Information für die Fahrgäste. Hierfür baut die S-Bahn ihre Live-Map dieses Jahr weiter aus und informiert dort künftig auch über Busersatzverkehre und Baustellen. Außerdem werden die digitalen Liniennetzkarten, die in den S-Bahnen über Störungen in Echtzeit informieren, bald auch online und in der App sichtbar sein. Für die Ansagen und Anzeigen auf dem Bahnsteig baut die DB in den nächsten zwei Jahren ein völlig neues und leistungsfähigeres System auf. In der Zwischenzeit sorgt eine neue Software mit Text-to-Speech-Technologie noch 2023 für verbesserte Bahnsteigansagen.
Faktenblatt: Das passiert kurzfristig bei "Starke S-Bahn - Programm 14 plus"
Die S-Bahn München ist auf dem Weg in eines der modernsten S-Bahn-Systeme Europas, das Generationen umweltfreundlich mobil halten wird. Schon vor dem Start der 2. Stammstrecke profitieren Fahrgäste im Rahmen von „Starke S-Bahn München – Programm 14plus“ von Neuerungen. Nachfolgend geben wir einen Überblick der wichtigsten Vorhaben im Laufe des Jahres.
Für mehr Platz auf der Schiene und eine moderne Infrastruktur
- Neuer Bahnsteig in Laim
In Laim geht mit dem neuen Bahnsteig an Gleis 1 ein erster fertiger Teil der 2. Stammstrecke in den Fahrgastbetrieb. Der großzügige Bahnsteig für die S-Bahnen stadtauswärts ersetzt den schmalen Bahnsteig aus der S-Bahn-Anfangszeit. - Elektronisches Stellwerk Ostbahnhof
Im Osten Münchens laufen die Arbeiten für das neue elektronische Stellwerk, das 70 Signale und 60 Weichen für die S-Bahn stellen wird. 2023 geht es in Betrieb und ersetzt die störanfällige Technik aus den 60ern – ein wichtiger Beitrag auch zu einem robusteren S-Bahn-Verkehr auf der Hauptschlagader Stammstrecke. - Sendlinger Spange
Die Arbeiten an der Sendlinger Spange laufen. Ab Mitte 2024 wird dieser Bypass zwischen Pasing und Heimeranplatz noch leistungsfähiger. Mit dem U-Bahnanschluss am Heimeranplatz entstehen dadurch mehr alternative Fahrtmöglichkeiten in die Innenstadt, etwa bei Störungen oder Bauarbeiten auf der Stammstrecke. Auch dies trägt zu einem robusteren und flexibleren Gesamtsystem bei. - Stammstreckenstationen barrierefrei
Der barrierefreie Ausbau schreitet weiter voran. 2023 werden mit der Inbetriebnahme des neuen Aufzugs am Isartor erstmals an allen Stationen der Stammstrecke zwischen Pasing und Ostbahnhof Bahnsteige barrierefrei erreichbar sein.
Für mehr Robustheit, Qualität und Angebot
- 16 zusätzliche Fahrzeuge ET 424 verstärken die Flotte
Insgesamt 16 frisch modernisierte Fahrzeuge der Baureihe ET 424 verstärken ab der zweiten Jahreshälfte sukzessive die S-Bahn-Flotte. Derzeit werden die Fahrzeuge komplett modernisiert, erhalten großzügige Mehrzweckbereiche, kostenfreies WLAN und modernste Fahrgastinformationssysteme. - Abschluss der WLAN-Ausrüstung
Ab Jahresmitte sind alle S-Bahnen der Baureihe 423 mit kostenlosem WLAN ausgestattet. - Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Disposition
Die S-Bahn baut sukzessive ein Softwaretool auf, das mit Hilfe Künstlicher Intelligenz auf Basis des Live-Betriebs laufend die Entwicklung der Verkehrslage analysiert und mögliche Konflikte frühzeitig meldet. Die Disponent:innen in der S-Bahn-Leitstelle können so eingreifen, bevor es zu einer Verspätung kommt. - Digitale Organisation von Busersatzverkehren
Kurzfristige Busersatzverkehre werden mit einer digitalen Plattform und somit zuverlässiger und besser organisiert und bald mit Echtzeitdaten in den Apps erscheinen. Der Aufbau der Plattform erfolgt im Auftrag der Bayerischen Eisenbahngesellschaft durch S-Bahn München und Regionalverkehr Oberbayern. - Schnellerer Informationsfluss zwischen Leitstelle und Lokführer:innen
Mit Hilfe einer App digitalisiert die S-Bahn die Kommunikation zwischen Leitstelle und Lokführer:innen. Gerade bei Störungen erlaubt dies eine schnellere und flexiblere Disposition.
Für eine bessere Fahrgastinformation
- Bessere Ansagen am Bahnsteig
Im ersten Halbjahr rollt DB Station&Service eine neue Software aus, die Bahnsteigansagen auch bei größeren Störungen teilweise automatisiert und per Text-to-Speech in konstanter Qualität abspielt. Damit entfallen Routine-Arbeitsschritte und Mitarbeitende können sich besser um situativ passende Ansagetexte kümmern. Hierfür stockt die DB das Personal im Ansagezentrum auf. - Neueste Anzeiger-Generation an den Stationen
An den Stationen installiert die DB nach und nach Anzeiger der neuesten Generation. An einigen Stellen werden auch zusätzliche Anzeiger installiert. - Erweiterung der Live-Map um zusätzliche Funktionen
Die S-Bahn baut ihre Live-Map in der App München Navigator und auf der Webseite weiter aus und wird dort noch dieses Jahr kurzfristige Busersatzverkehre integrieren. Auch Bauarbeiten sollen bald in der der Live-Map zu sehen sein. - Digitale Liniennetzkarten bei Störungen auf weiteren Kanälen
Die Echtzeitinfos mit Liniennetzkarten bei größeren Störungen auf den Monitoren in den S-Bahnen werden von den Fahrgästen sehr geschätzt. Im Laufe des Jahres wird diese Art der Information daher auf weitere Kanäle ausgedehnt. Zu sehen sein sollen sie künftig auch auf der Webseite und in der App der S-Bahn. An einer Anzeige an den Stationen wird ebenfalls bereits gearbeitet.