Artikel: Die Deutsche Bahn hat vier Varianten für eine alternative Elbquerung in Bad Schandau geprüft
DB steht in Austausch mit Landesregierung • technisch-konstruktive Bewertung von vier Varianten
Seit der Sperrung der Straßenbrücke über die Elbe in Bad Schandau steht die Deutsche Bahn dazu in engem Austausch mit der Landesregierung. Die DB hilft mit der Expertise ihrer Fachexpert:innen und unterstützt dabei Lösungsansätze zu entwickeln, um die Auswirkungen für die Menschen in der Region abzumildern. Die Deutsche Bahn hat geprüft, ob die Eisenbahnbrücke über die Elbe in Bad Schandau grundsätzlich auch für den Straßenverkehr genutzt werden kann. In der Kürze der Zeit haben die Expert:innen der DB eine erste technisch-konstruktive Bewertung von vier Varianten vorgenommen.
Variante 1: Umnutzung der eingleisigen Eisenbahnbrücke zur Straßenbrücke
Die wesentlichen Vorteile wären die Nutzung durch nur einen Verkehrsträger und der relativ geringe Aufwand bei der Umsetzung. Gegen diese Variante spricht die vollständige Einstellung des Eisenbahnverkehrs einschließlich der internationalen Verbindung U 28 nach Tschechien. Außerdem wäre keine Bedienung der Baulogistik für das Elbtal über den Bahnhof Rathmannsdorf möglich. Die Deutsche Bahn hält eine vertiefte Untersuchung der Variante für nicht zielführend.
Variante 2: Erweiterung der Eisenbahnbrücke um Straßenverkehr
Diese Variante würde zwar keinen Verkehrsträger ausschließen, die damit einhergehenden kapazitiven Einschränkungen wären jedoch erheblich. Verbunden mit einem hohen Aufwand für die technische Sicherung des Bahnverkehres und absehbar zahlreichen genehmigungsrelevanten Prozessen durch die jeweiligen Behörden erscheint auch diese Variante nicht weiter verfolgenswert.
Variante 3: Einrichtung eines Shuttle-Verkehrs zwischen Rathmannsdorf und Bad Schandau
In Anlehnung an den Sylt-Auto-Shuttle über den Hindenburgdamm böte diese Variante den Vorteil, ohne maßgebliche Anpassungen des Brückenbauwerkes eine gewisse Entlastung für den PKW- und LKW-Verkehr. Allerdings müssten dazu Wagen und Lokomotiven beschafft werden und es wären weitreichende bauliche Anpassungen in Bad Schandau und Rathmannsdorf zur Be- und Entladung der Züge vorzunehmen. Nicht zuletzt aufgrund der geringen Kapazitäten in Folge des hohen zeitlichen Aufwandes für den Transfer wurde auch diese Variante schließlich verworfen.
Variante 4: Nutzung der vorhandenen Auflagebänke für Straßenbrücke
Ursprünglich konzipiert war die Eisenbahnbrücke in Bad Schandau als Kombinationsbrücke für Straße und Schiene. Die derzeitige Nutzung ausschließlich als Eisenbahnbrücke bietet auf den Brückenpfeilern ausreichend Platz, um zusätzlich eine vorgefertigte Straßenbrücke einzusetzen. Der Vorteil wäre, dass Eisenbahn- und Straßenverkehr parallel stattfinden könnten. Außerdem verspricht diese Variante die höchste Kapazität bei der Elbquerung, wenn auch der konstruktive und logistische Aufwand nicht unerheblich wäre. Der DB erscheint Variante 4 als einzig sinnvolle Option. Ob diese Variante tatsächlich ingenieurstechnisch realisiert werden kann, muss im Anschluss im Detail berechnet werden.
Zwingende Voraussetzung für die Umsetzung aller Varianten ist die uneingeschränkte Verfügbarkeit der Straßenbrücke der B172 über die Bahnstrecke Bodenbach – Dresden in Verlängerung der gesperrten Straßenbrücke über Elbe. Dies gilt insbesondere für den Straßenverkehr, um darüber dessen spätere Zuführung zur Eisenbahnbrücke zu ermöglichen.
Sollte sich der Freistaat Sachsen für die Umsetzung der Variante 4 entscheiden und die dazu notwendigen Vereinbarungen auch zur Finanzierung verbindlich getroffen sein, könnte die Vergabe zur vertieften Untersuchung durch den Straßenbaulastträger an ein zertifiziertes Ingenieurbüro erfolgen. Nach Abschluss dieser Arbeiten sollten auch belastbare Angaben zur Umsetzungsdauer und den Kosten der Variante 4 möglich sein.