Artikel: Meilenstein Friesenbrücke: Letztes Brückenteil erfolgreich eingeschwommen
1.800 Tonnen schweres Drehteil in Millimeterarbeit eingeschoben • Nach Fertigstellung öffnet und schließt Europas größte Hub-Dreh-Brücke minutenschnell • Wichtiger Baustein für die Ertüchtigung der Wunderline und das Sanierungsprogramm S3 der Deutschen Bahn
Ein weiterer Meilenstein beim Bau der neuen Friesenbrücke über die Ems ist erreicht: Ein Expertenteam der DB konnte das drehbare Brückenmittelteil in der vergangenen Nacht erfolgreich einschwimmen. Mit der maschinentechnischen Anlage bildet es das Herzstück der neuen Friesenbrücke, die mit ihrer Inbetriebnahme Europas größte Hub-Dreh-Eisenbahnbrücke sein wird.
Bereits am Dienstag hatten zwei Schlepper das rund 1.800 Tonnen schwere und 145 Meter lange, bewegliche Brückenteil auf zwei Pontons gelagert von Papenburg über die Ems nach Weener gebracht. Der Fluss wurde für die Aktion extra aufgestaut. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag konnte dann mit Hilfe des konstanten Wasserpegels und unter Einsatz von Stahlseilwinden sowie selbstfahrenden Modularfahrzeugen (SPMT) das Drehteil zunächst in Millimeterarbeit in Position gebracht und dann durch Ballastieren der Pontons auf die Stahlunterkonstruktion abgesenkt werden.
Die neue Friesenbrücke ist ein wichtiger Baustein bei der Ertüchtigung der Wunderline-Strecke zwischen Bremen und Groningen und zahlt damit auch auf das Sanierungsprogramm S3 der Deutschen Bahn ein – unter anderem mit dem Ziel, die infrastrukturbedingten Störungen innerhalb der nächsten drei Jahre um ein Fünftel zu reduzieren. Mit Abschluss der Modernisierung des Bestandnetzes wird der grenzüberschreitende Zugverkehr auf der Wunderline pünktlicher, weniger störanfällig und auch die Reisezeit für Fahrgäste verkürzt sich. Die DB erneuert dafür Gleise, Weichen, Oberleitungen sowie Signale, außerdem baut sie ein neues Elektronisches Stellwerk in Ihrhove. Parallel wird die Strecke in den Niederlanden ebenfalls modernisiert und ausgebaut.
Stefan Schwede, DB InfraGO Leiter Bewegliche Brücken: „Das erfolgreiche Einschwimmen des beweglichen Mittelteils markiert einen zentralen Meilenstein beim Bau der neuen Friesenbrücke. Diese technisch anspruchsvolle, beeindruckende Leistung bringt uns einen wichtigen Schritt näher an die Fertigstellung Europas größter Hub-Dreh-Eisenbahnbrücke. Mein Dank gilt allen Kolleg:innen bei der DB, unseren Partnern und den Mitarbeitenden der bauausführenden Unternehmen, die durch unermüdliche Teamarbeit und präzise Planung dieses Projekt möglich machen. Hier ist in den letzten Jahren ein besonderer Spirit und Zusammenhalt entstanden.“
In den kommenden Wochen wird das bewegliche Mittelteil angeschlossen und betriebsfertig gemacht. Es lässt sich anschließend in wenigen Minuten digital gesteuert um 90 Grad drehen. Große Seeschiffe, die nicht unter der Brücke durchfahren können, haben so ausreichend Platz, um sicher durch die Passage zu navigieren. Weiterhin sorgt ein beleuchtetes Leitwerk im Wasser für zusätzliche Sicherheit. Auch das denkmalgeschützte Brückenwärterhäuschen bleibt erhalten; es wurde baulich angepasst und technisch modernisiert, damit von dort aus die neue Brücke gesteuert werden kann.
Ausblick: So geht es weiter
Nachdem die Brücke nun erstmalig komplett ist, sind verschiedene, zeitintensive Arbeiten erforderlich; insbesondere, um die Technik für den Drehmechanismus anzuschließen. Außerdem müssen Gleise und die Leit- und Sicherungstechnik errichtet sowie die verbauten Überwachungssensoren getestet werden. Abschließend stehen noch Abnahmeprüfungen aus, um den sicheren und reibungslosen Betrieb der neuen Brücke zu gewährleisten.
Zeitgleich mit ersten Rangierfahrten nach der Inbetriebsetzung soll die Friesenbrücke auch für Radfahrer und Fußgänger zu nutzen sein. Ziel ist es, den zweieinhalb Meter breiten Fuß- und Radweg möglichst schon im Frühjahr 2025 freizugeben. Dazu laufen bereits die Arbeiten für die Zuwegung seitens der Gemeinden auf Hochtouren. Von der neuen Friesenbrücke profitieren Bahn- und Schiffsverkehr sowie Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen.
Fotostrecke zur Friesenbrücke
Mehr Informationen und Material zur Friesenbrücke unter:
https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/friesenbruecke#
Mehr Informationen und Material zur Wunderline unter:
https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/wunderline#