Artikel: Aktiver Klimaschutz: Startschuss für die Elektrifizierung von mehr als 100 Kilometer Eisenbahnstrecke in NRW
Investitionen von 400 Millionen Euro in umweltfreundliche Elektromobilität auf der Schiene • DB elektrifiziert Erfttalbahn, Voreifelbahn und Eifelbahn bis Ende 2026 • Wiederaufbau der von der Flutkatastrophe zerstörten Strecken auf der Zielgeraden
Die Deutsche Bahn (DB) elektrifiziert in Rekordtempo von nur drei Jahren drei Eisenbahnstrecken in NRW. Den Anfang macht nach erfolgreichem Wiederaufbau noch in diesem Jahr die durch die Hochwasserkatastrophe 2021 verwüstete Erfttalbahn zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel. Bis Mitte nächsten Jahres folgen die Voreifelbahn von Bonn nach Euskirchen und die Eifelstrecke auf dem NRW-Abschnitt von Hürth-Kalscheuren bis Nettersheim. Insgesamt elektrifiziert die DB in NRW auf diesen drei Strecken rund 113 Kilometer Schiene. Dort können künftig umweltfreundliche Elektrozüge statt Dieselfahrzeuge verkehren. Dafür muss die DB rund 2.600 Oberleitungsmaste setzen, 210 Kilometer Fahrdraht spannen und vier Brücken neu bauen. Die Bauarbeiten sollen bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Die Finanzierung erfolgt über das GFVG-Programm des Bundes. Der Bund stellte dabei 360 Millionen Euro zur Verfügung, das Land NRW beteiligt sich mit rund 40 Millionen Euro.
Dr. Marcus Schenkel, Leiter Infrastrukturprojekte West bei der DB: „Wir haben fast zeitgleich mit dem Wiederaufbau die Planungen für die Elektrifizierung gestartet. Bund und Land haben unbürokratisch die Mittel zur Verfügung gestellt, damit wir für die Region umweltfreundliche Elektromobilität auf der Schiene bauen können. Das ist ein Signal der Hoffnung für all die Menschen, die immer noch unter den Schäden der Flutkatastrophe leiden. Das ist aber auch ein Signal der Hoffnung für das Klima.“
Michael Theurer, Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr: „Der Wiederaufbau der Eifelbahn ist für uns eine Herzensangelegenheit. Was alle Beteiligten in kürzester Zeit quasi von null wiederaufgebaut haben, ist beispiellos. Erstmalig kommt dabei auch eine Besonderheit zum Tragen: Nicht nur der Wiederaufbau wurde weitestgehend genehmigungsfrei gestellt und so deutlich beschleunigt, sondern auch die Elektrifizierung der Strecke konnte direkt aus einer Hand mitgeplant und umgesetzt werden. Sowohl für das Klima als auch für die Reisenden ist das ein echtes Plus. Denn elektrische Züge sind umweltfreundlicher, leiser, und verlässlicher."
Oliver Krischer, Verkehrsminister des Landes NRW: „Wiederaufbau und Antriebswende aus einer Hand - ein Kraftakt des Landes, des Bundes und der Deutschen Bahn für die betroffene Bevölkerung. Der Wiederaufbau kann zeitgleich genutzt werden, um die Strecke aufzuwerten. Hunderte Kilometer an Strecke können zukünftig klimafreundlich elektrisch befahren werden. Der Wiederaufbau wird so mit einer modernen zuverlässigen Antriebswende verknüpft. Das Land geht mit der zugesicherten Finanzierungsabsicherung hier unbürokratisch in Vorleistung und dankt den Partnern für die tolle Zusammenarbeit. Die rechtlichen Möglichkeiten zur Beschleunigung wurden hier vollumfänglich genutzt. So sieht Planungs- und Ausbaubeschleunigung in der Praxis aus.“
Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer von go.Rheinland: „Ich freue mich sehr, dass wir in den von dem Unwetter so stark betroffenen Gebieten die Eisenbahnstrecken jetzt so schnell modernisieren können. Bereits in wenigen Jahren werden hier elektrisch angetriebene Züge eingesetzt werden können. Diese werden der Qualität im Betrieb einen ordentlichen Schub verleihen und für mehr Zuverlässigkeit sorgen. Besonders betonen möchte ich, dass im Zuge der Elektrifizierung mehrere Bahnhöfe barrierefrei ausgebaut werden.“
Eindrücke vom Pressetermin in Bad Münstereifel
Um die Strecken mit Strom zu versorgen, setzt die DB ein neues, innovatives Konzept ein, das Planung und Bauzeit deutlich verkürzt. Dafür verlegt die DB rund 104 Kilometer Kabel und baut zudem rund 26 Kilometer Kabelkanäle neu. So kann jedoch auf den Bau neuer Hochspannungsleitungen verzichtet werden.
Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 hatte alle drei Strecken nahezu komplett verwüstet. Der Wiederaufbau der drei Strecken kommt einem Neubau gleich. Die DB hat zehn Brücken und 21 Durchlässe wiederaufgebaut, 23 Kilometer Strecke erneuert und 35 Bahnübergänge instandgesetzt. Gleichzeitig gestaltet die DB die Infrastruktur so, dass sie künftig widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterereignissen ist. Dazu gehören Brückenkonstruktionen ohne Mittelpfeiler, die bei einem potenziellen Hochwasser möglichst wenig Angriffsfläche bieten. Insgesamt sind 74 Mio. Euro in den Wiederaufbau geflossen.
Der Wiederaufbau und der Start der Elektrifizierung im Rekordtempo ist neben der engen partnerschaftlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten vor allem durch gesetzliche Ausnahmeregelungen in den Flutgebieten möglich. So gelten zum Beispiel vereinfachte Bedingungen bei Planrecht und Vergabe. Bund, Land, Aufgabenträger, Gemeinden und DB arbeiten eng zusammen, um den Menschen schnell ein weiteres Stück Normalität zurückzubringen.
Elektrifizierung und Ökostrom bei der DB
Schon heute sind über 60 Prozent des deutschen Schienennetzes elektrifiziert. Rund 90 Prozent der Verkehrsleistung im Personen- und Güterverkehr des DB-Konzerns werden bereits elektrisch erbracht.
Die DB betreibt in Deutschland ein eigenes Bahnstromnetz und deckt schon heute mehr als 65 Prozent des Bahnstroms mit erneuerbaren Energien. Damit liegt sie weit über dem öffentlichen Grünstrommix in Deutschland von derzeit unter 50 Prozent. Im Fernverkehr sind Reisende bereits seit 2018 mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs. Bis 2038 wird der gesamte DB-Bahnstrom – zehn Terawattstunden pro Jahr – zu 100 Prozent grün sein. Zudem wird die DB bis 2025 ihre Werke, Bürogebäude und Bahnhöfe in Deutschland vollständig mit Ökostrom versorgen.
Hinweis an Redaktionen: Detaillierte Informationen zu den einzelnen Strecken finden Sie rechts im Faktenblatt als Download.