Lena Cassel

Artikel: Lena Cassel

DB MOBIL trifft die Fußball-Expertin am Berliner Hauptbahnhof

Von: Katja Heer
Datum: 14.07.2023

Frau Cassel, wohin geht die Reise?

Nach Köln, da bin ich oft. Weil dort nicht nur die Highlightshow der Champions League aufgezeichnet wird, die ich moderiere, sondern Köln vor allem meine Heimatstadt ist.

Sitzen Sie lieber im Großraum oder im Abteil?

Ich fühle mich schnell eingeengt, deshalb sitze ich gern im Großraumwagen. Dort verkrümele ich mich dann ans Fenster.

Sind Sie Selbstversorgerin oder Besucherin des Bordbistros?

Es kommt darauf an, zu welcher Tageszeit ich fahre. Wenn ich abends von einer Produktion zurückreise, freue ich mich schon sehnlichst auf die Currywurst aus dem Bordbistro und ein alkoholfreies Bier!

Das Schönste am Bahnreisen für Sie?

Für mich ist die Bahn fahrender Zeitgeist.

Was meinen Sie damit?

Man bewegt sich ja zu Hause immer in der eigenen Blase. Beim Zugfahren kommt man raus aus dieser Blase und sieht Deutschland in seiner ganzen Pracht – das mag ich. In der Bahn begegnen sich Leute, die sich normalerweise nicht treffen würden. Das finde ich wahnsinnig spannend.

Am 20. Juli beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien. Frauenfußball boomt gerade. Nur ein Hype oder etwas Langfristiges?

Ich hoffe, dass der Frauenfußball nicht wieder nur ein Momentum erlebt, sondern endlich nachhaltig wird. Deshalb ist diese WM so wichtig. Wenn die DFB-Spielerinnen jetzt erfolgreich sind und die Massen begeistern, bleiben eventuell auch viele Fans, die eigentlich Männerfußball gucken, bei den Frauen hängen. Ich glaube aber auch, dass die Zeit sich verändert hat und Frauenfußball nicht nur über den Erfolg, über das Ergebnis definiert wird.

Sondern?

Es geht um Identifikation, Gemeinschaft, Nahbarkeit. All diese Attribute haben die Frauen gerade im vergangenen EM-Jahr gezeigt, deshalb haben die Leute auch eingeschaltet.

Sind Fußballerinnen die interessanteren Gesprächspartner:innen, weil sie abseits des Rasens oft mehr erlebt haben als ihre männlichen Kollegen?

Ich habe in den vergangenen Monaten mit vielen Spielerinnen der deutschen Frauen sprechen dürfen, und es ging genau um dieses Thema: Dass sie sich nicht nur als Profis definieren, sondern als Vorbilder. Sie wollen aktiv für etwas stehen, sie haben sich ihr Leben lang mit mehr beschäftigt als nur dem Fußball. Weil sie oft noch studieren müssen, weil sie arbeiten müssen. Und weil sie dadurch nicht in diesen Tunnel geraten, in dem die männlichen Fußballer oft sind. Die Frauen haben noch relativ lange das Leben gehabt, das unsereins führt.

Wozu führt das?

Dass sie näher am Zeitgeist sind und sich so differenziert und heterogen darstellen, wie die Gesellschaft ist. Und ich sage ganz ehrlich: Der Fußball der Zukunft kann nur weiter existieren, wenn er mit der Zeit geht. Ich habe das Gefühl, dass der Frauenfußball viel diverser, bunter, vielfältiger als der Männerfußball ist. Deshalb bin ich überzeugt, dass der Fußball der Zukunft weiblich aussehen wird.

Haben wir Chancen auf den Titel?

Es gab noch nie so viele Favoritinnen auf den Titel. Die Spitze ist breiter geworden, es gibt bestimmt acht, neun Mannschaften, die eine Chance haben. Das freut uns als Fußballfans, weil Unberechenbarkeit und Titelkampf den Sport attraktiv machen. Aber die deutschen Frauen gehören auf jeden Fall mit zur Weltspitze und haben Chancen auf den Titel!

Expertin aus der Praxis

Sportjournalistin Lena Cassel, 29, war früher selbst Stürmerin, unter anderem für den SC Fortuna Köln. Sie hat einen Bachelor in Medienwissenschaften und einen Master in audiovisuellen Medien und begann ihre TV-Karriere als Werkstudentin bei der Sportschau. Heute moderiert Cassel für Prime Video die Highlightshow der UEFA Champions League. Außerdem macht sie zusammen mit Moderator Maik Nöcker den Podcast „FUSSBALL MML Daily“.

Podcast:
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hören Sie doch mal in den DB MOBIL-Podcast "Unterwegs mit ..." rein.