Artikel: Juliane Eller
DB MOBIL trifft die Winzerin am Hamburger Hauptbahnhof
Von: Katja Heer
Datum: 22.09.2023
Frau Eller, wohin geht die Reise?
Zurück in meine Heimat Alsheim. Ich war in Hamburg, um Kundentermine wahrzunehmen.
Die Fahrt dauert rund sechs Stunden. Wie vertreiben Sie sich die Zeit?
Auf Bahnreisen bin ich sehr produktiv: Ich setze mir Kopfhörer auf, stelle klassische Musik an, und dann es geht los mit der Arbeit: E-Mails erledigen, Konzepte erstellen, die Woche planen. Ich schaue aber manchmal auch einfach aus dem Fenster, weil ich den Kopf sehr gut frei bekomme, wenn die Landschaft an mir vorbeizieht, ich mich um nichts kümmern muss und trotzdem am Ziel ankomme.
Sie sind oft mit dem Zug unterwegs. Haben Sie eine Lieblingsstrecke?
Ich bin vor Kurzem das erste Mal von Hamburg nach Flensburg gefahren, und die Strecke war superschön: Es ist ländlich geprägt, man sieht die Kühe, die Wiesen, die Weiden, es wirkt alles so romantisch-harmonisch.
Sind Sie lieber allein oder in Begleitung auf Reisen?
Es kommt darauf an: Wenn es ein Businesstrip ist, dann lieber allein. Wenn es aber in den Urlaub geht, fahre ich gern mit Familie und Freunden und teile die Vorfreude.
Sie sind inzwischen eine Winzerin mit mehr als 50.000 Follower:innen auf Instagram. Werden Sie auch mal vom Bahnpersonal erkannt?
Das ist tatsächlich schon ein paarmal vorgekommen. Die beste Begegnung hatte ich, als ich kurz vor meiner Schwangerschaft mit einer Freundin auf dem Weg von Mannheim nach Paris war. Wir wurden von zwei Zugbegleitern angesprochen und ins Bordbistro zu einem kleinen Tasting gebeten. Ich sollte meinen eigenen Wein und andere probieren und einordnen, und wir saßen dort nachher zu fünft zusammen am gedeckten Tisch, der Zugchef war auch dabei. Das war total goldig.
Im ICE und im Intercity gab es bis vor einigen Monaten Ihren Grauburgunder. Haben Sie davon auch gern mal ein Gläschen bestellt, als Sie noch nicht schwanger waren und Sie nicht gerade zu einem Tasting eingeladen wurden?
Meinen eigenen Wein kenne ich ja. Deshalb trinke ich im Bordbistro auch ganz gerne mal ein Bier! (lacht)
Nun wurde Ihr Wein durch den Wein vom Gut Ihres Mannes Stefan Winter ersetzt. Es bleibt also alles in der Familie …
… und davon werde ich dann schon ein Glas bestellen, wenn ich wieder darf – um meinem Mann ganz freudig ein Bild davon zu schicken. Das mache ich immer, wenn ich seinen Wein irgendwo entdecke.
Haben Sie sich schon rot im Kalender angekreuzt, wann Sie wieder Wein trinken dürfen?
Ich habe ein grobes Zeitfenster markiert. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht sehr darauf freue. Ich habe mir auch schon eine Liste gemacht mit sechs, sieben Positionen, die infrage kommen. Vielleicht wird es aber auch einfach etwas Sprudeliges – ein Champagner zum Beispiel.
Ist es heute eigentlich unerlässlich, als Unternehmerin auf Instagram aktiv zu sein?
Landwirtschaft und Weinbau sind kleine Nischen auf einem großen Markt. Da hilft es sehr, die Leute auf diesem Wege für unsere Produkte zu begeistern. Ich finde es schön, dass in den letzten Jahren das Interesse an deutschen Weinen gewachsen ist. Und dass sich auch die junge Generation damit beschäftigt und mehr hinterfragt, wie die Weine angebaut werden.
Als Sie als Winzerin anfingen, haben Sie damit gerechnet, dass Sie mal eine Weinfluencerin werden würden?
Nullkommanull. Tatsächlich habe ich damals gedacht, wer will das denn wissen, wen interessiert denn mein Alltag? Ich hatte auch keinen Contentplan, den habe ich bis heute nicht. Ich bin in erster Linie Winzerin. Und wenn mal ein paar Tage keine Story von mir kommt, ist das vollkommen in Ordnung.