Artikel: Was ist eigentlich HVO?
Die DB will die Nutzung von fossilen Kraftstoffen beenden und setzt deshalb mehr und mehr auf klimafreundliche Alternativen. Eine davon ist der Biokraftstoff HVO. Wir erläutern, was HVO eigentlich ist, wo er zum Einsatz kommt und wie er gewonnen wird.
Beim Klimaschutz hat sich die Deutsche Bahn ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Klimaneutralität bis 2040! Auch die Zwischenziele auf dem Weg dahin sind anspruchsvoll: Ab 2025 werden alle Werke, Bürogebäude und Bahnhöfe in Deutschland vollständig mit Ökostrom versorgt. Und bis 2038 wird der Bahnstrom auf 100 Prozent Ökostrom umgestellt.
Wie wird die DB bis 2040 klimaneutral?
- Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, setzt die DB auf vier starke Hebel:
- Der Anteil von Ökostrom wird erhöht.
- Die Elektrifizierung wird weiter ausgebaut.
- Der Einstieg in die Wärmewende wird durch den sukzessiven Ersatz fossiler Energieträger vorangetrieben.
- Alternative Kraftstoffe und Antriebe kommen vermehrt zum Einsatz. Oder um es noch deutlicher zu formulieren: Die DB verabschiedet sich komplett von fossilen Kraftstoffen, also vor allem vom Diesel.
Bereits heute erfolgt die Verkehrsleistung im Personen- und Güterverkehr zu rund 90 Prozent elektrisch. Dafür nutzt die DB überwiegend Ökostrom. Aber nicht alle Strecken sind elektrifiziert. Vor allem auf wenig befahrenen Strecken, im Rangierverkehr oder bei Bauarbeiten werden auch weiterhin Fahrzeuge benötigt, die ohne Oberleitung fahren. Hier kommen bislang vor allem Dieselfahrzeuge zum Einsatz, rund 3.000 betreibt die DB aktuell – von schweren Rangierloks im Güterverkehr bis hin zu leichten Triebwagen im Regionalverkehr. Um auch hier klimafreundlich unterwegs zu sein, setzt die DB bei Bestandsfahrzeugen auf alternative Kraftstoffe wie den Biokraftstoff HVO (Hydrotreated Vegetable Oil).
Was ist HVO?
Alternative Kraftstoffe bieten besonders bei vorhandenen Dieselfahrzeugen eine ebenso effektive wie effiziente Lösung, da die Fahrzeuge weiterfahren können, ohne dass sie technisch umgerüstet werden müssen. Voll funktionsfähige Züge und Lokomotiven müssen so nicht vorzeitig aufs Abstellgleis geschoben werden. Besonders im Güterverkehr, wo schwere Lasten bewegt werden, gibt es derzeit noch keine technische Alternative zum Diesel. Bis diese gefunden ist, sorgt HVO für mehr Klimaschutz und schont gleichzeitig Ressourcen.
Der von der DB eingesetzte Biokraftstoff HVO wird ausschließlich aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt und verursacht im Vergleich zum herkömmlichen Diesel bilanziell rund 90 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen. Für die Herstellung werden keine zusätzlichen Anbauflächen genutzt, die in Konkurrenz mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion stehen. Außerdem ist der Biokraftstoff, den die DB bezieht, frei von Palmöl.
Wie weit ist die DB mit dem Einsatz von HVO?
Der Biokraftstoff HVO kam bei der DB zum ersten Mal 2019 zum Einsatz. Im advanced TrainLab – dem „Labor auf Schienen“ - wurden die ersten erfolgreichen Versuche mit HVO durchgeführt und damit die Grundlage für den weiteren Rollout geschaffen. Mittlerweile ist HVO bundesweit an 14 Schienentankstellen erhältlich.
Rund 1.000 Fahrzeuge hat die DB bereits 2022 für die Betankung des klimafreundlichen Biokraftstoffs HVO zugelassen, allein die Güterverkehrstochter DB Cargo hat mit etwa 800 Fahrzeugen bereits die gesamte Flotte für den Biokraftstoff freigegeben. In den kommenden Jahren wird die DB den Einsatz von HVO in der Bestandflotte noch einmal deutlich hochfahren.
Mit den ersten Maßnahmen zum Dieselausstieg spart die DB bis 2025 mindestens 50.000 Tonnen CO2. Insgesamt investiert die DB bis 2027 rund 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau neuer Antriebe und Kraftstoffe.
Und auch auf der Straße nimmt die DB Abschied vom Diesel. So betreibt die DB-Tochter Autokraft im Auftrag des Landkreises Ostholstein seit Anfang Juli drei Busse im Netz Ostholstein Süd mit dem Biokraftstoff. Ende des Jahres werden im Netz Rendsburg-Eckernförde weitere 30 Fahrzeuge mit HVO fahren. Insgesamt realisiert und plant derzeit DB Regio Bus an mehr als 35 Standorten mehr als 40 Verkehre und Projekte mit klimafreundlichen Antrieben.