Artikel: Evelyn Palla: „Das Deutschland-Ticket hat den gesamten Regionalverkehrsmarkt auf den Kopf gestellt“
Mit dem 9-Euro-Ticket fiel im Sommer 2022 der Startschuss für eine Wende im Regionalverkehr. Millionen zusätzliche Reisende sind in den ÖPNV geströmt – ein Kraftakt, den das Team DB erfolgreich gemeistert hat. Mit dem Deutschland-Ticket können Fahrgäste seit Mai 2023 im Regionalverkehr bundesweit in jeden Bus und jede Bahn einsteigen. Zum ersten Jahrestag zieht Evelyn Palla, Konzernvorständin für den Regionalverkehr, eine Zwischenbilanz.
Frau Palla, wie hat das Deutschland-Ticket den Regionalverkehr verändert?
Das Deutschland-Ticket hat den gesamten Regionalverkehrsmarkt auf den Kopf gestellt – im allerpositivsten Sinne. Für Reisende sind Tarifgrenzen, Waben und Zonen unwichtig geworden. Sie fahren mit dem Ticket wann, wohin und wie oft sie wollen. So einfach und flexibel muss ÖPNV sein, damit mehr Menschen einsteigen. Und genau das haben wir festgestellt: Seit das Deutschland-Ticket im Mai 2023 eingeführt wurde, fahren in unseren Regionalverkehrszügen 28 Prozent mehr Reisende. Insgesamt sind fast zwei Drittel unserer Fahrgäste mit dem Deutschland-Ticket unterwegs. Es ist unser mit Abstand beliebtestes Ticket.
Auch für unsere Mitarbeitenden hat das Deutschland-Ticket eine erhebliche Veränderung mit sich gebracht. Mehr Reisende bedeuten auch mehr Verantwortung für unsere Teams.
Das Deutschland-Ticket verdankt seinen Erfolg unseren Mitarbeitenden. Deshalb möchte ich auch allen Kolleginnen und Kollegen danken, die jeden Tag dafür im Einsatz sind, unsere Fahrgäste von A nach B zu bringen.
Wie, wo und wann nutzen die Menschen das Deutschland-Ticket?
Unsere Erkenntnis ist: Fahrgäste mit Deutschland-Ticket nutzen den ÖPNV intensiver. Sie fahren nicht nur häufiger, sondern auch weiter - in unseren Regionalverkehrszügen im Schnitt um 20 Prozent. Das Deutschland-Ticket ist damit nicht nur eine innerstädtische ÖPNV-Flatrate, sondern leistet einen wichtigen Beitrag zur besseren Verknüpfung von Stadt und Land.
Ist das Deutschland-Ticket ein Ausflugsticket, wie manche kritisieren?
Fest steht: Am meisten wird das Deutschland-Ticket zum beruflichen Pendeln genutzt. Jede zweite Fahrt mit dem Ticket geht ins Büro oder in die Schule bzw. von dort wieder nach Hause. Das Ticket ist damit in erster Linie ein Alltagsbegleiter für Millionen von Arbeitnehmer:innen und Schüler:innen.
Unsere Fahrgäste nutzen das Deutschland-Ticket immer stärker in der Freizeit und am Wochenende. Sie fahren häufiger in beliebte Touristenregionen wie das Alpenvorland oder an die Ostsee. Die Menschen unternehmen also Ausflüge mit dem Deutschland-Ticket – aber im klimafreundlichen Regionalverkehr. Ihr Auto lassen sie in dieser Zeit stehen. Wir holen Verkehr damit weg von der Straße und auf die Schiene. Das ist aktiver Klimaschutz – ganz im Sinne unserer Strategie der Starken Schiene. Deshalb sind wir als DB große Fans des Deutschland-Tickets!
Im Nahverkehr haben sich viele Menschen bisher oft Papierfahrscheine gezogen. Das Deutschland-Ticket gibt’s nur digital. Was hat das verändert?
Das Deutschland-Ticket hat die Digitalisierung im Nahverkehr richtig ins Rollen gebracht. Das sehen wir klar am Nutzungsverhalten unserer Kund:innen. Heute verkaufen wir schon 78 Prozent aller Tickets im Regional- und Nahverkehr digital im DB Navigator oder auf bahn.de. Das sind mehr als doppelt so viele wie vor Einführung des Deutschland-Tickets! Noch vor zehn Jahren haben unsere Fahrgäste weniger als zehn Prozent aller Nahverkehrsfahrkarten digital gekauft.
Mit dem Deutschland-Ticket hat sich gleichzeitig der Stellenwert von Automaten verändert. Hier verkaufen wir heute nur noch halb so viele Nahverkehrsfahrscheine auf Papier wie vorher. Den Reisenden wollen wir aber weiterhin auch die Möglichkeit bieten, ihren Fahrschein am Automaten zu kaufen.
Wo sehen Sie beim Deutschland-Ticket noch Luft nach oben?
Ein wichtiger Hebel, um noch mehr Menschen für das Deutschland-Ticket zu gewinnen, ist das Angebot als Jobticket. Das will die DB allen Unternehmen in Deutschland ermöglichen – egal wie groß oder klein.
Zu unseren Kunden zählen schon hunderte Unternehmen, darunter große DAX-Konzerne wie Siemens und Porsche. Für uns ist aber jedes einzelne Deutschland-Ticket wichtig. Deshalb hat die DB – anders als andere Anbieter – keine Mindestabnahmezahl für Deutschland-Tickets als Jobticket. Mit uns kann jede Arztpraxis und jeder Mittelständler das Deutschland-Ticket seinen Beschäftigten anbieten. Dadurch können wir tausende Arbeitnehmende dafür gewinnen, mit dem Deutschland-Ticket klimafreundlich in Bus und Bahn zu fahren. Dieses Potenzial wollen wir in Zukunft mit weiteren Unternehmen jeder Größe nutzen – auch bei uns! Inzwischen haben sich schon über 40.000 Kolleginnen und Kollegen bei der DB für das Deutschland-Ticket als Jobticket entschieden. Sie erhalten es zu einem ermäßigten Preis von 34,30 Euro und haben es als Handyticket im DB Navigator auf ihrem dienstlichen oder privaten Smartphone immer dabei.
Und eine Schätzfrage zum Schluss: Wie viele Geburtstage wird das Deutschland-Ticket noch feiern?
Das Ticket ist gekommen, um zu bleiben. Es ist nicht mehr wegzudenken. Aber zur Wahrheit gehört natürlich, dass das Deutschland-Ticket finanziell gesichert sein muss. Nur so können unsere Fahrgäste und die Branche planen. Erste Ergebnisse hat die Verkehrsministerkonferenz Mitte April in Münster gebracht.
Um die Mobilitätswende weiter voranzutreiben, müssen alle Partnerinnen und Partner an einem Strang ziehen. Dass das geht, haben wir mit der Einführung des revolutionären Deutschland-Tickets eindrücklich gezeigt. Darum möchte ich den ersten Geburtstag zum Anlass nehmen, um DANKE zu sagen. Danke an alle, die dazu beigetragen haben, das Ticket zum Erfolg zu führen. Wir haben als Branche gezeigt, dass wir Innovationen wollen und können! Gemeinsam werden wir noch viele Geburtstage des Deutschland-Tickets feiern!
Hinweis an die Redaktionen:
- Fotos zum Deutschland-Ticket in der DB Mediathek.
- Ausflugs-Tipps mit dem Deutschland-Ticket auf DB Mobil.
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