Artikel: Deutsche Bahn auf Sanierungskurs: Verluste 2024 deutlich verringert
DB-Konzern schließt Geschäftsjahr mit minus 333 Millionen Euro bereinigtes EBIT ab • Verbesserung um rund 1,8 Milliarden Euro • Schlechter Zustand der Infrastruktur belastet betriebliche Qualität vor allem im Fernverkehr • Regionalverkehr zurück in der Gewinnzone • Erste Fortschritte bei Sanierungsprogramm • Rund 1.000 Mitarbeitende in Verwaltung abgebaut
Nach einem betrieblich herausfordernden Jahr hat die Deutsche Bahn (DB) das Geschäftsjahr 2024 mit einem operativen Verlust (EBIT, bereinigt) in Höhe von minus 333 Millionen Euro abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Verlust auch aufgrund von Ausgleichszahlungen des Bundes für Instandhaltungsmaßnahmen in der Infrastruktur um rund 1,8 Milliarden Euro deutlich verringert werden. Das Jahresergebnis nach Zinsen und Ertragssteuern betrug minus 1,8 Milliarden Euro (2023: -2,7 Milliarden Euro). Der Umsatz lag mit 26,2 Milliarden Euro (plus 0,4 Prozent) auf Vorjahresniveau.
Alle Zahlen zum Geschäftsjahr 2024 beziehen sich auf die DB ohne die vor dem Verkauf stehende Logistik-Tochter DB Schenker und die im Mai 2024 veräußerte europäische Nahverkehrstochter DB Arriva.
Die wirtschaftliche Entwicklung des DB-Konzerns wurde 2024 vor allem durch den schlechten Zustand der Infrastruktur geprägt. Die betriebliche Qualität mit einer Pünktlichkeit im Fernverkehr von 62,5 Prozent (2023: 64,0 Prozent) führte zu zusätzlichen Ergebnisbelastungen. Negativ ausgewirkt haben sich auch die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL im ersten Quartal 2024 sowie insbesondere im Schienengüterverkehr die schwache Konjunktur. Rund 1,9 Milliarden Reisende nutzten 2024 die Züge der DB – ein Plus von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr stieg um 2,1 Prozent auf rund 85 Milliarden Personenkilometer, getrieben durch das Deutschlandticket im Regionalverkehr.
Seit der zweiten Jahreshälfte 2024 setzt die DB das Gesamtprogramm S3 zur strukturellen Sanierung von Infrastruktur, Betrieb und Wirtschaftlichkeit bis 2027 um, mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit der Schiene wiederherzustellen, das Kundenerlebnis deutlich zu verbessern und wieder schwarze Zahlen zu schreiben.
„Um diese Krise zu überwinden, haben wir mit S3 ein umfassendes Programm zur Sanierung von Infrastruktur, Betrieb und Wirtschaftlichkeit gestartet. Die ersten Ergebnisse zeigen: Mutige, neue Ansätze und eine disziplinierte Umsetzung zahlen sich aus. Die Sanierung der Riedbahn war erfolgreich und wir konnten erstmals den weiteren Verfall der Anlagen stoppen. Damit haben wir den Turnaround eingeleitet.“

„Die Deutsche Bahn befindet sich in der größten Krise seit der Bahnreform. Wir sind in wesentlichen Bereichen weit weg von dem, was wir uns vorgenommen haben und was unsere Kunden von uns erwarten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Richard Lutz. „Um diese Krise zu überwinden, haben wir mit S3 ein umfassendes Programm zur Sanierung von Infrastruktur, Betrieb und Wirtschaftlichkeit gestartet. Die ersten Ergebnisse zeigen: Mutige, neue Ansätze und eine disziplinierte Umsetzung zahlen sich aus. Die Sanierung der Riedbahn war erfolgreich und wir konnten erstmals den weiteren Verfall der Anlagen stoppen. Damit haben wir den Turnaround eingeleitet.“
Auf Basis der deutlich erhöhten Bundesmittel hat die DB 2024 die Rekordsumme von rund 18,2 Milliarden Euro investiert, hauptsächlich in die Infrastruktur. Die eigenfinanzierten Netto-Investitionen im Systemverbund Bahn stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 11,3 Prozent auf insgesamt 5,9 Milliarden Euro.
Ergebnisse im Kerngeschäft
Die Infrastrukturgesellschaft DB InfraGO hat im Dezember 2024 mit der Komplett-Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim die erste Generalsanierung im hochbelasteten Streckennetz im Zeitplan abgeschlossen. Die Betriebsleistung auf dem deutschen Streckennetz ist vor allem wegen der massiven Bautätigkeit leicht um 1,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Trassenkilometer gesunken. Der Umsatz der InfraGO stieg gegenüber dem Vorjahr leicht um 4 Prozent auf rund 8,1 Milliarden Euro. Aufgrund höherer Bundesmittel ist das bereinigte EBIT 2024 mit 226 Millionen Euro wieder positiv (2023: rund -1,2 Milliarden Euro).
Im Fernverkehr führte die niedrigere Pünktlichkeit, verursacht durch die störanfällige Infrastruktur, baubedingte Einschränkungen und Streiks im Vergleich zum Vorjahr zu 3 Prozent weniger Verkehrsleistung (44,1 Milliarden Personenkilometer). Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahr um rund 50 Millionen Euro. Der operative Verlust stieg trotz Gegenmaßnahmen im Vergleich zu 2023 von minus 43 auf minus 96 Millionen Euro. Die Fernverkehrsflotte wurde 2024 weiter modernisiert, unter anderem mit der Auslieferung der letzten von insgesamt 137 neuen ICE 4-Zügen. Die Kundenzufriedenheit konnte trotz der schwierigen betrieblichen Bedingungen stabil gehalten werden.
Das Jahr 2024 in Bildern
Bei DB Regio hat sich die wirtschaftliche Lage deutlich verbessert. Die Verkehrsleistung stieg auch dank des Deutschlandtickets um 7,7 Prozent auf 46,9 Milliarden Personenkilometer. Der Umsatz wuchs um 5,9 Prozent. Beim operativen Ergebnis schrieb DB Regio 2024 mit 108 Millionen Euro nach einem Verlust im Vorjahr wieder einen deutlichen Gewinn.
DB Cargo setzte 2024 die umfassende Transformation fort. Belastend wirkten konjunkturbedingte Nachfragerückgänge aus energieintensiv produzierenden Branchen wie der Automobil- und Stahlindustrie sowie bei intermodalen Verkehren. DB Cargo beförderte 2024 rund 180 Millionen Tonnen Güter. Das sind 9 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Verkehrsleistung sank um 7,9 Prozent auf rund 68,5 Millionen Tonnenkilometer. Der Umsatz bei DB Cargo fiel 2024 um 3,2 Prozent niedriger aus als im Vorjahr.
Durch die Sanierungsmaßnahmen verbesserte DB Cargo das bereinigte EBIT um 140 Millionen Euro deutlich, blieb aber mit einem operativen Verlust von 357 Millionen Euro weiter wirtschaftlich stark unter Druck. Nachdem die EU-Kommission im November 2024 das Beihilfeverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland zur DB Cargo AG unter Auflagen beendet hat, muss die Güterbahn der DB bis Ende 2026 profitabel werden.
Aufgrund des erwarteten Verkaufs wird DB Schenker seit 2024 im Integrierten Bericht genauso wie DB Arriva als nicht fortgeführter Geschäftsbereich ausgewiesen. Die Vorjahreswerte wurden zur Vergleichbarkeit entsprechend angepasst. Der Abschluss des Schenker-Verkaufs wird nach Erhalt aller regulatorischer Genehmigungen in diesem Jahr erwartet. DB Schenker hat 2024 erneut mehr als eine Milliarde Euro operativen Gewinn (EBIT, bereinigt) erwirtschaftet.
Finanzvorstand Holle: Schenker-Verkauf wird Verschuldung senken
„Der Schenker-Verkauf wird unsere Verschuldung und Zinslasten reduzieren. Damit können wir uns besser auf unsere Kernaufgabe, die Eisenbahn, konzentrieren“, sagte DB-Finanzvorstand Dr. Levin Holle.
Die Netto-Finanzschulden der DB sind per 31. Dezember 2024 im Vergleich zum Vorjahresende um 1,4 Milliarden Euro auf 32,6 Milliarden Euro gesunken. Mit dem Verkauf von DB Arriva und DB Schenker konzentriert sich die DB auf ihr Kerngeschäft in Deutschland. Die Anzahl der Beteiligungen wird damit im Vergleich zu 2023 um über 60 Prozent reduziert.
„Der Schenker-Verkauf wird unsere Verschuldung und Zinslasten reduzieren. Damit können wir uns besser auf unsere Kernaufgabe, die Eisenbahn, konzentrieren.“

Mit kurz- und mittelfristigen Gegensteuerungsmaßnahmen konnte die DB 2024 über eine Ausgabensteuerung 300 Millionen Euro Sachaufwand einsparen. Zusätzlich wurde der Personalbestand in den Bereichen Vertrieb und Verwaltung um rund 1.000 Beschäftigte verringert. Bis Ende 2027 soll die Zahl der Mitarbeitenden im Vergleich zu 2024 vor allem in der Verwaltung um rund 10.000 gesenkt werden.
Auch auf dem Weg zur Klimaneutralität hat die DB im Jahr 2024 Fortschritte gemacht. Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bahnstrommix erhöhte sich von 68,0 Prozent (2023) auf 69,8 Prozent (2024). Gleichzeitig sanken die absoluten Treibhausgasemissionen um 17,9 Prozent von 12,3 Millionen Tonnen CO2e (2023) auf 10,1 Millionen Tonnen CO2e (2024). Die Klimaschutzziele der DB wurden im März 2025 von der international renommierten und wissenschaftlich anerkannten Science Based Targets initiative (SBTi) überprüft und zertifiziert.
Das Jahr 2024 in Bildern
Ausblick
Im laufenden Jahr konzentriert sich die DB darauf, ihre Sanierungsziele im Rahmen von S3 zu erreichen und operativ besser zu werden.
Die bereits sehr hohen Investitionen vor allem in eine leistungsfähigere Infrastruktur sollen erneut steigen. Die DB erwartet 2025 Brutto-Investitionen gemeinsam mit dem Bund in Höhe von mehr als 20 Milliarden Euro. Die eigenfinanzierten Netto-Investitionen werden laut Prognose auf mehr als sechs Milliarden Euro anwachsen.
In der Säule Infrastruktur folgen nach der Inbetriebnahme der Riedbahn im Dezember 2024 die Generalsanierungen hochbelasteter Strecken zwischen Hamburg und Berlin sowie Emmerich und Oberhausen.
In der Säule Betrieb führt die DB ein neues Baustellen-Management flächendeckend fort: das vertaktete Bauen, bei dem aktuell rund 80 Prozent der Instandhaltungsarbeiten in feste Baufenster im Fahrplan eingeplant werden. Im Fernverkehr sollen die technischen Störungen an Fahrzeugen 2025 weiter erheblich verringert werden. Mit diesen Maßnahmen soll die Pünktlichkeit im Fernverkehr in diesem Jahr in einem Korridor von 65 bis 70 Prozent liegen. Für mehr Wirtschaftlichkeit treibt die DB unter anderem den Personalabbau insbesondere in der Verwaltung voran.
Beim Umsatz rechnet die DB 2025 mit einem Anstieg auf mehr als 27 Milliarden Euro. Beim operativen Ergebnis (EBIT, bereinigt) erwartet der DB-Konzern die Rückkehr in die Gewinnzone. Die Netto-Finanzschulden sollen auf 26 bis 28 Milliarden Euro sinken.
Alle Prognosen sind unter anderem abhängig von der sehr unsicheren geopolitischen Lage und dem Zufluss von Bundesmitteln, insbesondere auch für Instandhaltungsmaßnahmen in der Schieneninfrastruktur.
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