Artikel: Für einen verlässlichen Fahrplan: 2024 fahren S-Bahnen in Stuttgart am Samstag im Halbstundentakt
S-Bahn Stuttgart will kurzfristige Angebotsreduzierungen wegen eingeschränkt verfügbarer Fahrzeuge und Personals vermeiden • Prüfung, ob während der notwendigen Digitalausrüstung ein vorübergehender Einsatz von Regionalverkehrszügen auf der S62 die Verfügbarkeit von Fahrzeugen stabilisieren kann • Die S-Bahn zieht zusätzlich von montags bis freitags den Übergang vom Viertel- auf den Halbstundentakt am Abend auf 19 Uhr vor
Fahrgäste der S-Bahn Stuttgart sollen im neuen Fahrplanjahr langfristig planen können. Für einen verlässlichen Fahrplan kehrt die S-Bahn 2024 daher für ein Jahr zum Halbstundentakt am Samstag zurück. Zusätzlich wird von montags bis freitags der Übergang vom Viertel- auf den Halbstundentakt am Abend von 20.30 Uhr auf 19 Uhr vorgezogen. DB Regio hat den Besteller Verband Region Stuttgart über die Notwendigkeit der Änderungen im nächsten Jahr informiert, weil absehbar ist, dass Fahrzeuge und Mitarbeitende im Fahrpersonal im kommenden Jahr zeitweise nur eingeschränkt verfügbar sind. In der heutigen Sitzung des Verkehrsausschusses der Regionalversammlung erläutert Dirk Rothenstein, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn Stuttgart, den Regionalrät:innen die Maßnahmen.
„Wir wissen, dass wir allein mit den erforderlichen Bauarbeiten für ein modernes S-Bahn-Netz unseren Fahrgästen schon Einiges abverlangen. Deshalb wollen wir mit den Einschränkungen im Angebot außerhalb der Hauptverkehrszeiten Nachteile für Schüler:innen vermeiden und für Pendler:innen so gering wie möglich halten. Für Unannehmlichkeiten, die unseren Fahrgästen daraus dennoch entstehen, bitten wir vielmals um Entschuldigung“, so Rothenstein. Die S-Bahn Stuttgart setzt tagsüber durchgängig auf allen Linien Züge in maximaler Zuglänge ein und erweitert damit insgesamt das Platzangebot für die Fahrgäste.
Serienmäßiger Umbau der S-Bahnen mit Digitaltechnik
„Die Umstellung auf den digitalen S-Bahn-Betrieb bleibt eine anspruchsvolle Herausforderung. Ebenso wie bei der Infrastruktur gibt es auch bei der Ausrüstung der Fahrzeuge mit der neuen Technik für Hersteller Alstom und uns keine Blaupause“, wirbt der S-Bahn-Chef für die ambitionierten Pläne bei diesem erstmals durchgeführten Pilotprojekt um Verständnis.
Acht S-Bahn-Fahrzeuge der S-Bahn Stuttgart stehen bereits als Prototypen zur Ausstattung mit der Digitaltechnik in Hennigsdorf beim Fahrzeughersteller Alstom. Im nächsten Jahr beginnt dann der serienmäßige Einbau der neuen Leit- und Sicherungstechnik European Control System (ETCS) einschließlich der Komponenten für teilautomatisiertes Fahren in die gesamte Fahrzeugflotte. Die Umbauarbeiten sind deshalb komplex, weil zusätzlich auch die Innenausstattung der Züge für die Fahrgäste erneuert wird. Die Umbaupläne werden von Bahn und Alstom derzeit ausgearbeitet.
Parallel dazu müssen auch die Triebfahrzeugführer:innen für das Fahren mit der neuen Technik geschult werden. Deshalb hat die S-Bahn Stuttgart ihre Maßnahmen zur Gewinnung neuen Personals bereits in der Vergangenheit intensiviert, weil sie jetzt - zum Beispiel in Zeiten mit erhöhten Krankenständen - nicht mehr flexibel disponieren kann. In den beiden vergangenen Jahren hat die S-Bahn Stuttgart rund 100 Mitarbeitende eingestellt, die sie als Lokführer:innen ausbildet. Allein in diesem Jahr sind es weitere 80. Für interessierte Bewerber:innen findet am 14. Oktober 2023 in Stuttgart ein weiterer „Tag des Quereistiegs“ statt, auf dem die DB ausführlich über die Berufsfelder bei der S-Bahn informiert.
Das wird für S-Bahn-Fahrgäste in Stuttgart besser:
Von der Umstellung auf den Digitalen Knoten Stuttgart profitiert der Fahrgast ab 2025 von pünktlicheren S-Bahnen und mehr Zugfahrten. Allein auf der S-Bahn-Stammstrecke wird die S-Bahn durch ETCS und teilautomatisiertes Fahren um mindestens 20 Prozent leistungsfähiger.
Die neue Leit- und Sicherungstechnik kommt zudem ohne anfällige Komponenten aus. Aus einem topmodernen Stellwerk, das es vergleichbar in Europa noch nicht gibt, werden Züge digital angesteuert – die heutige Relaistechnik wird komplett abgelöst. Indem die Züge digital per Funk angesteuert werden, entfallen auch die konventionellen Signale an der Strecke. Die durch diese verursachten Störungen treten ebenfalls nicht mehr auf.
Dazu kommen die Kund:innen der S-Bahn in den Genuss von mehr Komfort und Service in den Fahrzeugen. Die ersten umgebauten Züge sollen im Sommer 2024 eingesetzt werden. Das Redesign bedeutet mehr Platz für Rollstühle, Kinderwagen sowie Fahrräder durch zusätzliche Mehrzweckbereiche. Statt nur an den jeweiligen Fahrzeugenden wird es künftig in der Mitte zwei zusätzliche Mehrzweckabteile geben. Diese werden für Fahrräder optimiert und bestehen komplett aus Klappsitzen sowie bequemen Elementen zum Anlehnen. Zudem können Fahrgäste mit Fahrrädern die Stellflächen von zwei Einstiegstüren aus erreichen, was einen weiteren Vorteil gegenüber den bisherigen Mehrzweckabteilen bedeutet. Das Konzept der geräumigen Mehrzweckbereiche hat die S-Bahn Stuttgart aus dem DB-Ideenzug übernommen und weiterentwickelt.
Dazu sorgen neue Monitore in Deckengondeln für eine verbesserte Reisenden-Information. Ebenfalls wird in alle S-Bahnen ein automatisches Fahrgastzählsystem eingebaut, sodass eine gezielte Prognose zur Auslastung der Züge möglich wird. Eine weitere wichtige Neuerung sind zudem Steckdosen, die in verschiedenen Bereichen aller Züge zu finden sein werden. Anfang 2024 hat die S-Bahn zudem auch ihre neuen Fahrzeuge mit WLAN-Technik ausgestattet, so dass die Fahrgäste wieder in der gesamten S-Bahn-Zugflotte online surfen können.
Die Änderungen im Fahrplan 2024 im Detail:
Montag bis Freitag: Auf allen S-Bahn-Linien Viertelstundentakt bis 19 Uhr
Seit Ende 2020 fahren von Montag bis Freitag die S-Bahnen in Stuttgart tagsüber durchgängig von 6.00 Uhr bis 20.30 Uhr auf allen Linien im Viertelstundentakt. Im Fahrplanjahr 2024 gehen die S-Bahnen bereits um 19 Uhr vom Viertel- auf den Halbstundentakt über. Damit die Fahrgäste der S-Bahn-Linie S60 davon nicht unverhältnismäßig betroffen wären, bleibt die Linie S6/S60 davon ausgenommen. Ab 19 Uhr wird die Linie S3 zum Flughafen und zur Messe verlängert, so dass sowohl um 19 Uhr als auch um 20 Uhr jeweils vier Züge pro Stunde vom und zum Flughafen fahren. Alle Züge fahren zwischen 6.00 Uhr und 20.30 Uhr in der maximal möglichen Zuglänge mit drei Fahrzeugen. In den Zwischentaktzügen, die 2024 in den 1,5 Stunden zwischen etwa 19 Uhr und 20.30 Uhr nicht verkehren, fahren heute etwa nur knapp über zwei Prozent der Fahrgäste am Tag.
Halbstundentakt am Samstag
An Samstagen fahren die S-Bahnen wie vor 2021 ganztags im Halbstundentakt. Die Züge der Linie S6/S60 bleiben davon ausgenommen und fahren weiterhin von etwa 8.30 Uhr bis 20.30 Uhr im Viertelstundentakt. Damit vermeidet die S-Bahn unverhältnismäßige Nachteile für die Fahrgäste der S60, insbesondere weil auf der gesamten Strecke parallel keine Züge im Regionalverkehr zusätzlich fahren. Die Linie S3 wird samstags durchgängig zum Flughafen und zur Messe verlängert, so dass ganztags jeweils vier Züge pro Stunde vom und zum Flughafen fahren. Alle S-Bahnen fahren tagsüber durchgängig in der maximal möglichen Zuglänge mit drei Fahrzeugen.
Die S-Bahn hat sich zudem für die Einschränkung des Angebots am Samstag entschieden, weil im kommenden Jahr aufgrund von Baustellen und Feiertagen die S-Bahnen im Teil- oder Gesamtnetz an mehr als der Hälfte der Samstage ohnehin nur im Halbstundentakt fahren werden. Mit dem durchgängigen Halbstundentakt an Samstagen können die Fahrgäste ihre Fahrten im gesamten Jahr damit zuverlässig planen.
Mit dem tagsüber durchgängigen Einsatz von Zügen in maximaler Zuglänge erweitert die S-Bahn Stuttgart in der gesamten Woche das Platzangebot um elf Prozent. Das sind insgesamt 259.000 Sitzplätze pro Woche mehr für die Fahrgäste.
Voller Fokus auf Umstellung der S-Bahnen für den Digitalen Knoten Stuttgart
Damit die S-Bahn Stuttgart den Fokus ausschließlich auf die Umstellung der S-Bahnen für den Digitalen Knoten Stuttgart richten kann, soll auf der Regionalbahn-Linie RB64 zwischen Kirchheim (Teck) und Oberlenningen vorübergehend ein anderes Verkehrsunternehmen fahren, das sowohl mit dem Betrieb als auch der Instandhaltung der dort fahrenden Dieseltriebwagen weitreichende Erfahrungen hat. Die S-Bahn Stuttgart plant dazu eine befristete Weitervergabe.
Um während der Digitalausrüstung den Bestand an verfügbaren Fahrzeugen zu stabilisieren, prüft die S-Bahn auf der S-Bahn-Linie S62 zwischen Weil der Stadt und Stuttgart-Zuffenhausen zeitweise Regionalverkehrszüge des Typs ET 425/426 einzusetzen. Ein dementsprechendes Fahrzeug setzt die S-Bahn Stuttgart bereits auf der Regionalbahn-Linie RB11 zwischen Stuttgart-Untertürkheim und Kornwestheim ein. Für den Einsatz dieser Regionalverkehrsfahrzeuge prüft die S-Bahn Stuttgart ebenfalls eine befristete Weitervergabe.
Fahrgäste erhalten Reiseauskünfte für den Fahrplan 2024 in den elektronischen Fahrplanmedien der Deutschen Bahn auf m.bahn.de und in den Apps DB Navigator und Mobility Stuttgart ab Mittwoch, 11. Oktober 2023.