Artikel: Künstliche Intelligenz bringt im Schienengüterverkehr große Effekte
Die Zukunft der Instandhaltung ist digital • DB Cargo nutzt Kamerabrücken zur digitalen Diagnostik von Güterwagen • Software mit künstlicher Intelligenz hilft Wagenmeistern und bietet auch für Cargo-Kunden neue Möglichkeiten • Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach gibt Startschuß für bundesweiten Praxis-Betrieb
Alle sprechen über Künstliche Intelligenz (KI), die DB setzt sie jetzt im harten Betriebsalltag des Schienengüterverkehrs ein. Mit Hilfe einer Kamerabrücke, die durchfahrende Güterzüge von allen Seiten optisch erfasst, können frühzeitig Schäden erkannt und sogar Ladegut gescannt werden. Die Bilder werden in Zukunft von einer KI-Anwendung analysiert und geben Hinweise zum Zustand von Wagen und Ladung. Das hilft, Güterwagen effizienter und schneller zu reparieren und so mehr Güter auf die klimafreundliche Schiene zu bringen. Möglich wird auch die Analyse von offenen Schüttgütern. So können zum Beispiel Industrierohstoffe wie Metall oder Schrott erkannt und schneller sortiert werden.
Dr. Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn und Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Digitales, haben heute am Rangierbahnhof Nürnberg den bundesweiten Praxis-Betrieb für KI-Anwendungen im Schienengüterverkehr gestartet.
Dr. Sigrid Nikutta, DB-Konzernvorstand für Güterverkehr:
„Der Schienengüterverkehr ist eine bewährte Logistik, mit der wir bereits heute sieben Millionen Tonnen CO2 jedes Jahr sparen. Künstliche Intelligenz wird ab sofort fester Bestandteil unserer Betriebsabläufe. Sie hilft uns, mehr Güterwagen und damit mehr Fracht auf die klimafreundliche Schiene zu bringen.“
Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Digitales:
„Mir ist es ein großes Anliegen, zu zeigen, wo Künstliche Intelligenz praktische Anwendung findet und wie sie die Menschen konkret unterstützt, wie zum Beispiel hier bei der Güterwagendiagnose. Auch für unsere Unternehmen in Bayern ist KI eine große Chance, wenn sie richtig eingesetzt wird. Dies macht deutlich, was immer zu gelten hat: KI unterstützt den Menschen, sie ersetzt ihn nicht. KI ist für den Menschen da, nicht umgekehrt.“
Die erste Kamerabrücke an einem Rangierbahnhof startete 2017 am Rangierbahnhof Nürnberg den Testbetrieb. Mittlerweile stehen insgesamt 13 Kamerabrücken in Nürnberg und sieben weiteren Standorten der DB Cargo, die sukzessive mit der neuen KI-Technologie ausgerüstet werden. Bei bis zu 10.000
Wagendurchfahrten täglich zeichnen sie jeden Tag insgesamt bis zu 300.000 hochauflösende Bilder auf. Nachdem der Pilotbetrieb der KI-Software im Schienengüterverkehr für die Auswertung der Fotos erfolgreich gestartet wurde, kommt sie jetzt an DB Cargo-Standorten deutschlandweit zum Einsatz. So gibt die KI etwa Hinweise zum Zustand der Bremssohle. Die Kameratechnologie erzeugt zudem eine zusätzliche Perspektive von oben. Die automatische Schrottsortenerkennung wird aktuell mit dem ersten Kunden aus der Stahlindustrie erprobt und unterstützt somit zukünftig die Kunden der DB Cargo aus der Stahlindustrie.
Die Kamerabrücke am Rangierbahnhof Nürnberg ermöglicht die sorgfältige Analyse des Güterwagens am Bildschirm. Mitarbeitende der Instandhaltungsbeauftragung werden dabei sukzessive durch den Einsatz von Methoden der künstlichen Intellgenz (KI) unterstützt. Damit ist ein neues, attraktives Berufsbild, der Digitale Diagnostiker, entstanden. Auch die Wagenmeister:innen, die sich um die Befundung der Güterwagen vor Ort am Gleis kümmern, sollen dadurch zukünftig entlastet werden. Bisher dauert die Untersuchung des Güterzug je nach Länge mehr als eine Stunde.
So funktioniert die Kamerabrücke
Ein Kameraset nimmt von oben und beiden Seiten hochauflösende Bilder der einzelnen Güterwagen auf. Eine eigens dafür entwickelte KI-Software hilft bei der passgenauen, witterungs- und tageslichtunabhängigen Befundung der Güterwagen. Eine künstliche Intelligenz lernt, Schäden zunehmend automatisiert zu erkennen. Diese Projektentwicklung wurde auch vom Bundesprogramms Zukunft Schienengüterverkehr des BMDV (Bundesministerium für Digitales und Verkehr) gefördert.