Artikel: Flexibles Fahren für mehr Pünktlichkeit: S-Bahnen nutzen Slots auf der Stammstrecke besser aus
Pilotprojekt in München • S-Bahnen fahren in zweiminütigem Zeitfenster flexibel ab • Neues Symbol auf Bahnsteiganzeigern für unmittelbar bevorstehende Abfahrten
Freie Slots nutzen und dadurch pünktlicher unterwegs sein: Seit dieser Woche gilt auf der S-Bahn-Stammstrecke das so genannte Flexfahren. Innerhalb eines zweiminütigen Zeitfensters können die Züge nun flexibel abfahren und so die Kapazität der stark ausgelasteten Hauptschlagader des S-Bahn-Systems effizienter nutzen. Die DB führt das Flexfahren als Pilotprojekt in München bundesweit erstmalig ein. Es ist Teil der großen Ausbau- und Qualitätsinitiative „Starke S-Bahn München – Programm 14plus“, mit der DB und Freistaat Bayern die S-Bahn schrittweise zuverlässiger machen wollen. S-Bahn-Chef Heiko Büttner: „Wir haben das Flexfahren vorher getestet und waren von den Ergebnissen überzeugt. Deswegen führen wir es nun bis auf Weiteres als neuen Standard ein und erhoffen uns davon einen positiven Effekt für pünktlichere Züge und ein stabileres S-Bahn-System.“
Auf der Stammstrecke zählt jede Sekunde – und jeder freie Slot
Die Stammstrecke zählt zu den meistbefahrenen Bahnstrecken Europas. Damit der dichte Takt funktioniert, ist für jede S-Bahn-Fahrt ein bestimmter Slot im Fahrplan vorgesehen. Schon eine kleine Verzögerung kann zu Rückstau führen und sich auf nachfolgende S-Bahnen auswirken. Wenn ein verspäteter Zug seinen planmäßigen Slot nicht nutzt, können zudem Lücken entstehen, in denen keine S-Bahn fährt. So verstreicht kostbare Zeit, in der sich wartende Fahrgäste an Bahnsteigen sammeln und sich der Ein- und Ausstieg verlängert. Eine Kettenreaktion setzt sich in Gang.
Genau hier setzt das Flexfahren an und nutzt dafür bestehende Zeitpuffer im Fahrplan: Fährt eine S-Bahn in Richtung Innenstadt, ist an der ersten Stammstreckenstation meist eine mehrminütige Haltezeit vorgesehen, die bislang oft ungenutzt verstreicht. Mit dem Flexfahren können S-Bahnen diese Zeit nutzen und nach dem „first come, first served“-Prinzip bis zu zwei Minuten früher abfahren als bisher, wenn gerade ein Slot frei ist. Möglich machen dies die Fahrdienstleiter:innen in den Stellwerken. Sie behalten den laufenden Verkehr ständig im Blick und stellen die Signale und Weichen so, dass S-Bahnen den nächsten freien Slot nutzen können. Der Verkehr auf der Stammstrecke läuft dadurch flüssiger und flexibler und soll so die Pünktlichkeit verbessern.
Neues Symbol auf Bahnsteiganzeigern signalisiert Abfahrt in Kürze
Damit trotz Flexfahren niemand zu spät zum Bahnsteig kommt, hat die DB die Abfahrtszeiten für die Stammstreckenstationen in den Fahrplänen um zwei Minuten auf die jeweils frühestmögliche Abfahrtszeit vorverlegt. Auf den Anzeigen am Bahnsteig wird der Countdown aufgrund des flexibleren zweiminütigen Abfahrtszeitraums außerdem nicht mehr bis 0 gezählt. Stattdessen kommt ein neues Symbol in Form einer Stoppuhr zum Einsatz. Es zeigt an, dass die S-Bahn innerhalb der nächsten Minuten abfährt und ist auf allen Anzeigern in der Stammstrecke und an einigen angrenzenden Bahnhöfen zu sehen.