Nach über 30 Jahren "Dornröschenschlaf": Vertrag für Reaktivierung der Bahnstrecke Homburg – Zweibrücken steht

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28. August 2024, 15:30 Uhr

Artikel: Nach über 30 Jahren "Dornröschenschlaf": Vertrag für Reaktivierung der Bahnstrecke Homburg – Zweibrücken steht

Die seit 1991 stillgelegte Bahnstrecke zwischen Homburg und Zweibrücken wird wiederbelebt • Meilenstein für den Nahverkehr in der Westpfalz • Inbetriebnahme der Strecke für Ende 2028 geplant

Mit der Unterzeichnung des Realisierungs- und Finanzierungsvertrags für die Infrastrukturmaßnahme Reaktivierung der Strecke Homburg – Zweibrücken am 28. August 2024 rückt die Einführung einer modernen und umsteigefreien S-Bahn-Verbindung näher, die das Mittelzentrum Zweibrücken, den Saar-Pfalz-Kreis und die Region Westpfalz entscheidend voranbringen wird. Die Inbetriebnahme soll zum Fahrplanwechsel Ende 2028 erfolgen.

Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar, der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd sowie die Länder Rheinland-Pfalz und Saarland bemühen sich in Kooperation mit den Kommunen entlang der Strecke sowie der Deutschen Bahn bereits seit vielen Jahren um die Reaktivierung der seit 1991 für den Personenverkehr stillgelegten Bahnstrecke.

Die ersten Überlegungen für diese Reaktivierung liegen bereits über 20 Jahre zurück. Im Auftrag des damaligen Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV Süd, heute ZÖPNV Süd) wurde die erste Nutzen-Kosten-Untersuchung hierfür in den Jahren 2005/2006 durchgeführt.

Die Unterzeichnung des Realisierungs- und Finanzierungsvertrags durch die saarländische Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz, Petra Berg, die rheinland-pfälzische Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, Katrin Eder, sowie die stellvertretende Verbandsvorsitzende des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Neckar, Gudrun Heß-Schmidt, den Verbandsvorsitzenden des Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz-Süd, Dr. Fritz Brechtel, den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG für die Länder Rheinland-Pfalz und Saarland, Dr. Klaus Vornhusen, sowie den Leiter Infrastrukturprojekte Süd-West bei der DB InfraGO AG, Philipp Langefeld, stellt nun einen bedeutenden Meilenstein in der Projekthistorie dar.

Alexander Schweitzer, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, sagte anlässlich der Unterzeichnung des Realisierungs- und Finanzierungsvertrags für die Infrastrukturmaßnahme Reaktivierung der Strecke Homburg – Zweibrücken: „Wir freuen uns, dass nach jahrelangen Gesprächen und Verhandlungen nun ein großer Schritt für den öffentlichen Nahverkehr in Rheinland-Pfalz und auch dem Saarland geschafft ist. Das Infrastrukturprojekt Homburg-Zweibrücken ist Sinnbild einer nachhaltigen Mobilitätspolitik. Sie wird den Schienenverkehr in der gesamten Westpfalz voranbringen und die Region wirtschaftlich stärken.“

Direkte Verbindung mit Kaiserslautern

Durch die Reaktivierung und den Ausbau der Bahnstrecke wird die Rosenstadt Zweibrücken in Rheinland-Pfalz zukünftig nicht nur wieder direkt mit der Universitätsstadt Homburg im Saarland, sondern auch bequem und ohne Umstieg mit dem Oberzentrum Kaiserslautern verbunden sein. Außerdem wird die neue S-Bahn für einen attraktiven Anschluss an den schnellen Regional-Express in die Oberzentren Ludwigshafen und Mannheim des Rhein-Neckar-Raumes (bzw. in der Gegenrichtung) sorgen. In Mannheim Hauptbahnhof können dann viele deutschlandweite ICE-Direktverbindungen erreicht werden.

Ein Gewinn für den Nahverkehr

Das Projekt umfasst umfangreiche Bauarbeiten, einschließlich der umfassenden Erneuerung der Schieneninfrastruktur sowie der Leit- und Sicherungstechnik, da die seit über 30 Jahren stillgelegten Gleise, Bahnübergänge und Brückenbauwerke nicht mehr verwendbar sind. Damit die S-Bahnzüge ab Dezember 2028 rollen können, ist zudem eine Komplettelektrifizierung der Schienenstrecke Homburg – Zweibrücken notwendig. Denn Startschuss geben im Herbst 2025 erste Rodungsarbeiten, für das Frühjahr 2026 sind erste Arbeiten an den Gleisen vorgesehen. Als Voraussetzung für diese Hauptbaumaßnahmen sind zuvor die aus naturschutzrechtlicher Sicht notwendigen Maßnahmen durchzuführen.

Im Detail sieht das Projekt zur Streckenreaktivierung unter anderem den S-Bahngerechten Ausbau der Haltepunkte Beeden, Schwarzenacker, Einöd sowie Zweibrücken Hauptbahnhof (Erhöhung des Bahnsteiges an Gleis 1 auf 76 cm) vor. In Einöd wird zudem der heutige Haltepunkt in einen Verknüpfungsbahnhof umgebaut werden, damit künftig auch Umsteigebeziehungen in der Relation Homburg – Bierbach (bzw. auch in der Gegenrichtung) möglich sind. Zusätzlich werden die neu errichteten Stationen mit Sitzgelegenheiten und Wetterschutz sowie dynamischen Schriftanzeigern und taktilen Leitstreifen für sehbehinderte Fahrgäste ausgestattet.

Unter anderem aus Natur- und Umweltschutzgründen wurde der ursprünglich angedachte Zeitplan nochmals angepasst, sodass die Inbetriebnahme der Strecke nun für Ende 2028 geplant ist. Die Kosten für die Infrastrukturmaßnahmen belaufen sich auf ca. 77,8 Mio. Euro und werden auf den Bund, die Länder Rheinland-Pfalz und Saarland sowie den Zweckverband Verkehrsverbund Rhein-Neckar aufgeteilt. Verantwortlich für den Verkehr werden der ZÖPNV RLP Süd und das Saarland als Aufgabenträger sein.

Zitate im Rahmen der offiziellen Unterzeichnung des Realisierungs- und Finanzierungsvertrags für die Infrastrukturmaßnahme Reaktivierung der Strecke Homburg – Zweibrücken:

Katrin Eder, rheinland-pfälzische Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität: „Die Reaktivierung und der Ausbau von Bahnstrecken sind ein wichtiger Beitrag, um mehr Menschen zum Umstieg vom Auto in den klimafreundlichen ÖPNV zu bewegen. Zusammen mit attraktiven Bahnhöfen und einem ergänzenden Linienbusangebot stärken wir weiter den sogenannten Umweltverbund auch abseits der Ballungszentren. Die heutige Vertragsunterzeichnung für die S-Bahn-Strecke zwischen Zweibrücken und Homburg markiert hierbei einen weiteren Meilenstein. Das ist ein wichtiges Projekt für die Mobilitätswende und eine attraktive neue Bahnverbindung für die Menschen in der Region.“

Petra Berg, saarländische Ministerin für Umwelt, Klima. Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz: „Eine nachhaltige Mobilität bedeutet CO₂-Einsparungen in der alltäglichen Fortbewegung. Dafür braucht es ein flächendeckendes, gut ausgebautes und verlässliches ÖPNV-Netz als Alternative zum motorisierten Individualverkehr. Die Reaktivierung der Bahnstrecke Homburg – Zweibrücken ist ein wichtiger Schritt für mehr Mobilität bei weniger Verkehr in unserer Region.“

Gudrun Heß-Schmidt, stellvertretende Verbandsvorsitzende Zweckverband Verkehrsverbund Rhein-Neckar: „Die Integration der Strecke in das S-Bahn-Netz Rhein-Neckar ist ein wichtiger Bestandteil unserer Vision, den Nahverkehr in der Region noch leistungsfähiger und umweltfreundlicher zu gestalten. Das Projekt ist ein leuchtendes Beispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg.“

Dr. Fritz Brechtel, Verbandsvorsitzender Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz-Süd: „Die Reaktivierung der Bahnstrecke Homburg-Zweibrücken ist ein Meilenstein für den Nahverkehr in der Westpfalz, auf den wir als Zweckverband lange hingearbeitet haben und der nun endlich Realität wird. Zusammen mit der schrittweisen Umstellung der heute mit Dieselfahrzeugen befahrenen Strecken in der Westpfalz auf umweltfreundliche Akkuzüge in den kommenden Jahren unterstreicht dies unser Ziel, den öffentlichen Verkehr lokal emissionsfrei, attraktiv und zukunftsfähig zu gestalten.“

Dr. Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für die Länder Rheinland-Pfalz und Saarland: „Wir freuen uns, dieses bedeutende Infrastrukturprojekt nun mit unserer Expertise umsetzen zu können. Die Reaktivierung der Strecke ist ein wichtiger Schritt für den länderübergreifenden Schienenverkehr und wird den Nahverkehr im Saarland und in Rhein-land-Pfalz nachhaltig stärken. Damit zahlt das Reaktivierungsprojekt auch positiv auf die Stärkung der Schiene insgesamt ein."