Zur Eisenbahnerin auf Umwegen – und aus Tradition

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Artikel: Zur Eisenbahnerin auf Umwegen – und aus Tradition

Der Familie von Jana Hess liegt die Eisenbahn im Blut: Die 23-Jährige arbeitet schon in fünfter Generation bei der Deutschen Bahn. Warum sie dennoch fast einen anderen Weg eingeschlagen hätte und wie sie sich als einzige Frau am Rangierbahnhof Köln-Kalk behauptet.

Manchen Menschen wird die Liebe zur Bahn in die Wiege gelegt. Einer davon ist Jana Hess. Der Überlieferung nach ist sie die fünfte Generation in ihrer Familie, die ihren beruflichen Weg bei der Eisenbahn eingeschlagen hat. Blickt die heute 23-Jährige auf ihre Kindheit zurück, denkt sie an Mutter-Kind-Tage im Büro ihrer Mutter, die Personalleiterin bei der DB ist. Auch bei Veranstaltungen wie dem Girls Day oder der DB Jobmesse brachte die Mutter der Tochter das Unternehmen immer ein Stückchen näher. „So ganz überzeugt war ich damals aber noch nicht. Ich wollte früher mal Grundschullehrerin werden. In einem dreiwöchigen Praktikum habe ich dann festgestellt, dass das zwar schön, aber nichts für jeden Tag ist“, erzählt sie. 

Nach dem Abitur, einem Austauschprogramm in Brasilien und einigen Nebenjobs folgte Hess schließlich doch ihrer familiären Bestimmung und fing 2018 eine Ausbildung zur Eisenbahnerin im Betriebsdienst mit der Fachrichtung Lokführer und Transport bei DB Cargo an. Damit trat sie unmittelbar in die Fußstapfen ihres Großvaters, der früher einmal am selben Rangierbahnhof in Köln-Gremberg im Einsatz war. „Er machte damals eine Ausbildung im gehobenen Dienst und durchlief danach verschiedene Stationen. Heute erzählt er noch viel darüber und weiß in Köln-Gremberg zum Beispiel noch ganz genau, wer wo saß und wie alle hießen“, erzählt sie. Dass seine Enkelin bei der Deutschen Bahn arbeitet, erfüllt ihn mit Stolz: „Nur wenn ich während eines Spiels des 1. FC Köln gerade Schicht habe, gefällt ihm das nicht, weil wir die Spiele traditionell immer zusammengucken wollen.“ 

Erfolgreich durchgeboxt

Die Ausbildung zur Lokrangierführerin war rückblickend nicht ohne. Es gab viele Zwischenprüfungen, für die man sehr viel lernen musste. „Zum Glück fiel mir das alles relativ leicht. Ich habe den Lernstoff regelrecht aufgesogen“, erzählt Hess. So ging es jedoch nicht allen aus ihrem Jahrgang, nur rund die Hälfte schloss die Ausbildung erfolgreich ab. Um andere Kolleg:innen in Zukunft bei ihrer Ausbildung bei DB Cargo zu unterstützen, ist Hess in der Jugendvertretung von DB Cargo aktiv. „Ich will etwas bewegen und eigene Ideen einbringen“, sagt sie. Die Jugendvertretung beschäftigt sich aktuell zum Beispiel damit, die Ausbildung von kaufmännischen Azubis abwechslungsreicher zu gestalten. „Sie sollten auch die Möglichkeit haben, mal raus an den Rangierbahnhof zu kommen, um praktisch zu verstehen, was DB Cargo tagtäglich macht.“ 

Auch Kuppeln gehört zum Arbeitsalltag von Jana Hess

Seit ihrem zweiten Ausbildungsjahr ist Hess am Rangierbahnhof in Köln-Kalk eingesetzt. Hier arbeitet sie nun auch seit dem Abschluss ihrer Ausbildung als Transportlogistikerin – als einzige Frau am gesamten Standort. „Ich war auch in meiner Ausbildungsgruppe zum Ende hin die einzige Frau. Für mich ist das kein großes Ding und ich habe mich dran gewöhnt“, sagt sie. „Natürlich gibt es aber auch Tage, an denen ich mir ein paar mehr weibliche Kolleginnen und mehr Frauenpower an meiner Seite wünsche.“