Das Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald

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    Mit einem zentralen Mahnmal in Berlin erinnert die Deutsche Bahn AG an die Deportationen jüdischer Bürger mit der Reichsbahn während des Nationalsozialismus. Das in Grunewald gelegene Mahnmal ist öffentlich zugänglich.

    Am 27. Januar 1998 wurde das Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald eingeweiht. Kernelement des Mahnmals bilden chronologisch geordnete und in Schotter eingebettete 186 Stahlgussobjekte. In diesen sind unmittelbar an der Bahnsteigkante das Datum eines jeden Transports der von Berlin abging, die Anzahl der Deportierten und ihr Bestimmungsort zu lesen. So steht das Mahnmal für das erbarmungslose und systematische Verschleppen und Töten von Juden, Sinti und Roma. Die Deportationen begannen am 18. Oktober 1941 in Berlin ab dem Bahnhof Grunewald. Später, vermutlich ab 1942, fuhren die Deportationszüge vom Güterbahnhof Moabit ab. Der letzte Transport in das Konzentrationslager Theresienstadt erfolgte am 27. März 1945.

    Fünf deutsche Unternehmen gedenken der Ermordeten und setzen sich gemeinsam gegen jeder Form von Antisemitismus und Rassismus ein.


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    Geschichte des Erinnerns in Ost und West

    Lange Zeit interessierten sich nur wenige für die Rolle der Deutschen Reichsbahn im Nationalsozialismus. Dabei hatte die historische Forschung keinen Zweifel daran gelassen, dass ohne die Eisenbahn und insbesondere die Deutsche Reichsbahn die Verschleppung der europäischen Juden, Sinti und Roma in die Vernichtungslager nicht möglich gewesen wäre. Auch die Stimmen der Überlebenden der Verfolgung und Verschleppung drangen nicht in die breite Öffentlichkeit. Auch die Bundesbahn und die Reichsbahn der DDR setzen sich nicht mit der Mitwirkung ihrer Vorläuferorganisation an den nationalsozialistischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit auseinander. Noch 1985, anlässlich des 150jährigen Eisenbahnjubiläums, taten sich beide Bahnverwaltungen in Ost- und Westdeutschland schwer damit, dieses Kapitel der deutschen Eisenbahngeschichte überhaupt zu erwähnen. Ein zentrales Mahnmal, das an die Opfer der Deportationen mit der Reichsbahn erinnerte, existierte in beiden deutschen Staaten nicht.

    Zentrales Mahnmal am Bahnhof Grunewald

    Bei der Neugründung der beiden wiedervereinigten Bahnen als Deutsche Bahn AG 1994 wurde dies deutlich. Viele Privatunternehmen hatten zu diesem Zeitpunkt begonnen, ihre Geschichte in der NS-Zeit erforschen zu lassen. Auch die Unternehmensgeschichte von Staatsbahnen lässt sich schwer schönfärben oder gar aussuchen. Die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Vorläuferorganisationen der Deutschen Bahn AG ist seit dem Programm. Zur kritischen Erinnerung gehört auch das Gedenken. Um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wach zu halten, beschloss der Vorstand im Namen der Deutsche Bahn AG am Bahnhof Grunewald ein zentrales Mahnmal zu errichten. Es sollte eindringlich an Deportationstransporte mit der Deutschen Reichsbahn während der Jahre der NS-Herrschaft erinnern.

    Gewinner des Wettbewerbs: Architektenteam Hirsch, Lorch und Wandel

    Es wurde ein begrenzter Wettbewerb ausgeschrieben. Die Jurymitglieder waren: Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, Heinz Dürr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, Prof. Gottmann, Direktor des Museums für Verkehr und Technik, Jerzy Kanal, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Dr. Salomon Korn, Architekt, Frankfurt am Main. Die Jury entschied sich für den Entwurf des Architektenteams Hirsch, Lorch und Wandel, Saarbrücken, Frankfurt am Main.

    Zur Herstellung des Rundganges um das Gleis 17 wurde unter anderem die Substanz der teilweise verfallenen historischen Bahnsteigmauern gesichert und der abgetragene alte Bahnsteig auf der Länge von zirka 160 m wieder nachgebaut. Die Vegetation, die sich im Laufe der Jahre im Gleis 17 gebildet hat, wurde unverändert zwischen den Schienen belassen. Sie ist heute Bestandteil des Mahnmals und steht symbolhaft dafür, dass von diesem Gleis nie wieder ein Zug abfahren wird.

    Mahnmal ist öffentlich zugänglich

    Die Deutsche Bahn AG hofft, dass das Mahnmal mit dazu beiträgt, dass die Verbrechen während der nationalsozialistischen Herrschaft nicht vergessen werden. Das Mahnmal ist ein Ort der Erinnerung, der Mahnung und des Gedenkens. Regelmäßig finden hier Gedenk- und Erinnerungsveranstaltungen statt. Gleis 17 ist öffentlich zugänglich und über den S-Bahnhof Berlin Grunewald zu erreichen.

    Buch "Gleis 17"
    Buch "Gleis 17"


    Gut zehn Jahre nach der Einweihung des Mahnmals haben die Architekten Nikolaus Hirsch, Wolfgang Lorch und Andrea Wandel im Sternberg Verlag das Buch "Gleis 17" (ISBN 978-1-933128 60-3; € 19,-) herausgegeben, das unter anderem Beiträge von Alfred Gottwaldt, Diana Schulle und Harald Welzer enthält.

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