Artikel: „Unser Konzept der Generalsanierung funktioniert“
Die erste Bewährungsprobe für die Generalsanierung der Riedbahn ist geschafft: Im Januar hat die DB zwischen Frankfurt/Main und Mannheim zahlreiche vorbereitende Arbeiten gebündelt. Ob Signaltechnik, Oberbau oder Lärmschutzwände: Nahezu alles an der Strecke hat die DB dabei zusammen mit ihren Partnern aus der Bauwirtschaft angepackt. Für die Fahrgäste hat die DB in dieser Zeit einen umfangreichen Ersatzverkehr mit 150 Bussen auf die Straße gebracht, damit sie dem öffentlichen Nahverkehr auch während der Bauarbeiten treu bleiben.
Der Testlauf für die fünfmonatige Generalsanierung, die ab Juli ansteht, ist abgeschlossen. Im Doppelinterview sprechen Infrastrukturvorstand Berthold Huber und Evelyn Palla, Vorständin Regionalverkehr, darüber, wie die Generalprobe gelaufen ist und wo die DB noch besser werden kann.
Welches Fazit ziehen Sie nach der Generalprobe auf der Riedbahn?
Berthold Huber: Am wichtigsten ist mir: Unser Konzept funktioniert. Das hat die Generalprobe unter Beweis gestellt. Innerhalb weniger Wochen haben wir gemeinsam mit den beauftragten Bauunternehmen ein enormes Sanierungsvolumen umgesetzt und sind dabei im Zeitplan geblieben. Das ist deshalb bemerkenswert, weil wir nicht wie sonst „unter dem rollenden Rad“ bauen. Mit der Generalsanierung bringen wir auf hochbelasteten Strecken die komplette Infrastruktur innerhalb eines überschaubaren Zeitraums auf das technisch bestmögliche Niveau – und müssen für Jahre nicht mehr ran. Für die Bauphase braucht es deshalb gute Verkehrskonzepte. Die haben wir gemeinsam mit allen Beteiligten entwickelt und im Januar erfolgreich erprobt. Ich will aber nicht verhehlen, dass sich auch Schwachstellen gezeigt haben, aus denen wir jetzt lernen müssen.
Was konkret meinen Sie mit Schwachstellen und wie gehen wir als DB damit um?
Huber: Wir brauchen ausreichend Puffer für unvorhersehbare Ereignisse. Während der vorbereitenden Arbeiten hatten wir es mit zwei GDL-Streiks, einem ungewöhnlich heftigen Wintereinbruch mit Eisregen und kurz danach einsetzendem, starken Tauwetter zu tun. Das bedeutet: Erst sind uns die Baumaschinen eingefroren und wenige Tage später standen unsere Fachleute und die Fundamente in völlig durchweichtem Boden. Am Ende konnte der Verkehr erst knapp eine Woche später wieder regulär rollen. Daraus lernen wir und werden nicht nur mehr zeitlichen Puffer, sondern auch zusätzliche Teams für die Abnahmeprüfungen einplanen.
Welche Rolle spielt der Ersatzverkehr bei der Generalsanierung?
Evelyn Palla: Die Generalsanierung ist das Mammut-Projekt der gesamten DB. Sie wird Millionen Reisende betreffen – vor allem Reisende bei uns im Regionalverkehr. Unser Ziel ist deshalb ganz klar: Wir wollen, dass die Menschen weiterhin mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren – auch, wenn auf der Schiene gebaut wird und Strecken länger gesperrt sind. Darum bringen wir einen Ersatzverkehr auf die Straße, der neue Maßstäbe setzt – in seiner Dimension und in seiner Qualität. Wir reden von 150 modernen und barrierefreien Bussen, rund 400 Busfahrer:innen, 1.000 Fahrten pro Tag und einem Takt von fünf bis 15 Minuten.
Und das hat bei der Generalprobe im Januar alles geklappt?
Palla: Im Januar haben wir das Konzept für den neuen Ersatzverkehr getestet, mit täglich bis zu 16.000 Fahrgästen an Bord unserer Busse. Es war noch nicht 1:1 das Angebot, das wir im Sommer bieten werden. Aber wir haben viele Dinge ausprobiert und viel gelernt. Die Generalprobe ist gelungen. Der Ersatzverkehr funktioniert – und kam vor allem bei den Reisenden gut an. In einer Befragung gaben 80 Prozent der Fahrgäste ihrer Fahrt im Ersatzverkehr die Schulnote eins oder zwei. Das Feedback unserer Fahrgäste werden wir nutzen, um das Angebot ab Juli noch besser zu machen.
Was passiert jetzt bis zum Start der Generalsanierung im Sommer?
Huber: Aktuell bereiten unsere Kolleginnen und Kollegen die Umleitungsstrecke zwischen Darmstadt und Heidelberg, die sogenannte Main-Neckar-Bahn für zusätzliche Verkehre während der Generalsanierung vor, anschließend folgt die Strecke über Worms. Wir arbeiten an Gleisen, Weichen, Oberleitungen und führen eine Dammsanierung durch. So können die Züge während der Generalsanierung der Riedbahn verlässlich weiterrollen. Das hat übrigens auch im Januar gut funktioniert: Die umgeleiteten Fernverkehrszüge waren auf der Strecke über Mainz im Schnitt acht Prozentpunkte pünktlicher unterwegs.
Wo wollen Sie beim Ersatzverkehr ab Juli noch eins draufsetzen?
Palla: Die Fahrgäste können sich auf einen noch umfangreicheren Ersatzverkehr freuen. Denn das Angebot im Januar ist nicht mit dem während der anstehenden Generalsanierung zu vergleichen: Wir hatten 70 DB-eigene Fahrzeuge im Einsatz und 80 Fahrzeuge von anderen Busunternehmen. Ab Sommer werden dann ausschließlich 150 moderne und komfortable Busse unserer eigenen DB-Flotte fahren – gut zu erkennen an ihrer „verkehrspurpurnen“ Lackierung. Dank der IT an Bord können wir die Fahrgäste noch besser über Fahrtverlauf und Anschlüsse informieren, sowohl auf den dynamischen Anzeigen in den Bussen als auch in den digitalen Auskunftsmedien. Die Reisenden sollen auch während der Bauarbeiten auf der Riedbahn und bei den kommenden Generalsanierungen zuverlässig mit den Öffentlichen fahren können. Genau das ist unser wichtiger Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz.
Schaffen wir es zusammen mit der Bauwirtschaft die anstehenden Generalsanierungen umzusetzen?
Huber: Davon bin ich überzeugt, denn es ist alternativlos, jetzt den Sanierungsstau anzugehen. Deshalb bin ich froh, dass wir mit der Sperrung im Januar unter Beweis gestellt haben, dass unsere Pläne umsetzbar sind. Dafür gilt dem gesamten Riedbahn-Team und allen beteiligten Unternehmen mein herzlicher Dank. Selbstverständlich gibt es noch Optimierungspotenzial. Aber genau daran arbeiten wir – gemeinsam mit der gesamten Bahn- und Baubranche gilt es, unsere Konzepte und Planungen noch robuster zu machen. Wenn alle Partner gemeinsam mit uns an einem Strang ziehen, wird uns der Kraftakt gelingen.