Die DB am Drucker

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    Der 3D-Druck revolutioniert die Instandhaltung bei der DB

    Schicht für Schicht geht es voran. Der Druckkopf bewegt sich von links nach rechts. Die Düse trägt das Material punktgenau auf. Was anfangs noch wie ein simples zweidimensionales Rechteck wirkt, nimmt langsam Form an. Nach einigen Stunden ist es soweit: Der 3D-Drucker hat eine neue Kopfstütze für einen Sitz im ICE gefertigt. Nur eines von insgesamt 500 verschiedenen Teilen, die die DB bereits heute im 3D-Druck-Verfahren herstellt, darunter Lüfterräder, Kopfstützen für Regionalzüge, verschiedenste Gehäuse, oder auch kleine Teile mit großer Wirkung: Ersatzteile für Kaffeemaschinen und die Mantelhaken für die ICE-Züge. Insgesamt wurden bereits seit 2015 über 100.000 (Ersatz-) Teile 3D-gedruckt. 
    Mit Hilfe des 3D-Druck-Verfahrens kann die DB innerhalb kurzer Zeit Ersatzteile drucken, die sonst mit langen Lieferzeiten verbunden oder gar nicht mehr erhältlich wären. So können die Züge schneller zurück auf die Schiene und Standzeiten werden reduziert. Alle Bauteile aus dem 3D-Drucker durchlaufen vor dem Einsatz umfangreiche Tests, beispielsweise die Prüfung der Dauerfestigkeit. Die additive Fertigung, also der schichtweise Aufbau, ermöglicht es zudem, Ersatzteile an besonders störungsanfälligen Stellen vorab zu optimieren. Dadurch wird Verschleiß bereits im Vorfeld minimiert und die Verfügbarkeit von Zügen weiter erhöht. Während die ersten gedruckten Teile ausschließlich aus Kunststoff waren, meist Polyamid, werden längst auch Metallbauteile in unterschiedlichen additiven Fertigungsverfahren produziert.

      von
    Ende des Sliders

    Funkensprühend verschweißt der dunkelblaue Lichtbogen im 3D-Drucker Schicht für Schicht die einzelnen Drähte aus Edelstahl, bis der Radsatzlagerdeckel für die Rangierlokomotive Form annimmt. Der schützt die Lok unter anderem vor aufwirbelnden Schottersteinen. Ohne diesen Radsatzlagerdeckel steht das Fahrzeug still. Keine Seltenheit, da das Ersatzteil auf herkömmlichem Weg bei Gießereien nur schwer zu beschaffen ist.

    Dank des innovativen Verfahrens des Berliner Partner-Unternehmens GEFERTEC kann die Deutsche Bahn auch schwere Metallteile drucken und die Lieferzeit drastisch verkürzen. Damit ein Ersatzteil auf Knopfdruck produziert werden kann, erstellt die DB aus vorhandenen Zeichnungen oder eingescannten Objekten Konstruktionsvorlagen für den 3D-Druck. Aus diesen lassen sich Druckdateien entweder für den direkten 3D-Druck oder auch die Negativform des Bauteils ableiten, in die die benötigten Gussbauteile abgegossen werden.

    Handlaufschild in Blindenschrift - aus dem 3D-Drucker

    Durch den Test verschiedener neuer Materialien, etwa dauerfeste Elastomere oder flammfeste Kunststoffe, ergeben sich künftig immer weitere Einsatzmöglichkeiten für Ersatzteile aus dem 3D-Drucker, nicht nur in der Instandhaltung. Ein Beispiel am Bahnhof sind Handlaufschilder für Sehbehinderte, die ebenso im 3D-Drucker entstehen. So ist etwa der Berliner Hauptbahnhof und die Region Aachen bereits damit ausgestattet. Auch für die Logistik bietet der 3D-Druck großes Potential. DB Schenker bietet mit „On-Demand Production“ einen weltweiten Service an, mit dem Bauteile digitalisiert werden, um sie bei Bedarf zu drucken. Eine Bevorratung selten benötigter Ersatzteile wird damit ökonomisch und ökologisch. 
    In den Fahrzeuginstandhaltungswerken Nürnberg und Neumünster verfügt die DB inzwischen über eigene industrielle 3D-Drucker, arbeitet aber weiterhin auch mit externen Fertigungsdienstleistern zusammen. Dazu gehören  auch Unternehmen aus der Bahnbranche, etwa Hersteller oder Zulieferer. Der Großteil dieser Firmen ist ebenfalls Mitglied des von der DB-initiierten Netzwerks "Mobility goes Additive“.

    Netzwerk "Mobility goes Additive"

    Ende 2016 hat die DB das Netzwerk "Mobility goes Additive" ins Leben gerufen. Mehr als 140 Unternehmen – von Anwendern, Druckmaschinenherstellern und Druckdienstleistern über Universitäten bis hin zu Startups – arbeiten hier mittlerweile zusammen, um Innovationen gemeinsam voranzutreiben. Beteiligt sind beispielsweise die niederländische Staatsbahn NS, Siemens und verschiedene Institute.