Artikel: Fit für die Verkehrswende: Werk Neumünster wird ausgebaut
Moderne Instandhaltung für klimafreundliche Bahn • DB investiert rund 320 Millionen Euro • Starkes Flottenwachstum erfordert Ausbau der Werkekapazitäten • Geplanter Baubeginn im Jahr 2027
Die Deutsche Bahn (DB) baut ihr Instandhaltungswerk in Neumünster aus und investiert dafür rund 320 Millionen Euro. Der Ausbau ist erforderlich, um zukünftig auch die neuen Züge vom Typ ICE L dort warten und reparieren zu können. Der Zug des spanischen Herstellers Talgo wird ab Oktober 2024 als jüngstes Mitglied die ICE-Familie verstärken. Mit der Erweiterung der Instandhaltungskapazitäten reagiert die DB auf die kontinuierlich wachsende Fahrzeugflotte, insbesondere im Fernverkehr. Neue und modernere Züge sorgen hier zukünftig für mehr Qualität und Komfort bei den Fahrgästen.
Nach dem Ausbau werden im Werk Neumünster ab 2029 Revisionen und andere größere Instandhaltungen speziell der Wagen und Fahrwerke durchgeführt. Die spezifische Bauart des ICE L macht Um- und Anbauten im Werk erforderlich. Der Zug besteht aus einer Mehrsystemlok und 17 Reisezugwagen inklusive Steuerwagen. Sowohl die vergleichsweise kurzen Wagenkästen als auch das ICE-L-spezifische Rodal-Fahrwerk mit einzelnen Rädern statt der sonst beim ICE üblichen Drehgestelle sind Besonderheiten, auf die auch die Instandhaltungsanlagen vorbereitet werden müssen. Mit der Erweiterung des Werks werden zugleich Arbeits- und Ausbildungsplätze in Neumünster langfristig gesichert.
Nicole Friedrich, Vorsitzende der Geschäftsführung der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH: „Mehr Verkehr auf der Schiene geht nur mit einer hochprofessionellen Instandhaltung. Sie ist das Rückgrat eines verlässlichen und komfortablen Bahnverkehrs. Mit dem Ausbau des Werks in Neumünster schaffen wir die notwendigen Instandhaltungskapazitäten für unsere wachsende ICE-Flotte. Und leisten so einen Beitrag für die Verkehrsverlagerung auf die Schiene.“
Am Standort Neumünster beginnt nun die Vorplanung. Über die weiteren Entwicklungen wird die DB Anwohnende und Interessierte frühzeitig und transparent informieren. Der Baubeginn ist für 2027 geplant, die Inbetriebnahme der neuen Anlagen dann für Ende 2028 vorgesehen.
Erst kürzlich hatte die DB 56 weitere ICE L beim spanischen Hersteller Talgo geordert. Das „L“ steht für „Low Floor“, dem englischen Begriff für „Niederflur“: Der stufenlose Zugang schafft mehr Komfort für alle Fahrgäste, so können auch Reisende im Rollstuhl ohne fremde Hilfe ein- und aussteigen. Damit treibt die Bahn den Generationswechsel innerhalb ihrer Flotte voran: Schrittweise werden ab Oktober 2024 insgesamt 79 der barrierefreien Züge zum Einsatz kommen, zunächst zwischen Berlin und Amsterdam. Ab 2026 verkehren sie auch auf touristischen Verbindungen wie nach Sylt und Oberstdorf.
Über das Werk Neumünster:
Bereits heute verantwortet das Werk die schwere Instandhaltung von Elektrotriebwagen, Verbrennungstriebwagen, Reisezugwagen sowie die Durchführung von Großprojekten an Personenverkehrsfahrzeugen jeglicher Art. Eine weitere Kernkompetenz liegt in der Aufarbeitung von Komponenten wie Drehgestellen, Küchenkomponenten, Klimaanlagen und WC-Komponenten.
Um Züge schneller und einfacher reparieren zu können, ist die DB in den industriellen 3D-Druck eingestiegen. In Neumünster sind dafür eigene industrielle und besonders leistungsfähige 3D-Druck-Maschinen in Betrieb. Sie produzieren Ersatzteile aus Hochleistungskunststoffen. Diese Teile unterliegen umfangreichen Tests.
Im Werk Neumünster gibt es aktuell 44 Ausbildungsplätze und insgesamt rund 600 Beschäftigte.