Artikel: Detailplanung steht: Ab Ende Mai starten Arbeiten für Elektrifizierung der Eifelstrecke
Millioneninvestitionen in eine starke Schiene und umweltfreundliche Elektromobilität • Wiederaufbau der von der Flut zerstörten Strecke auf Zielgeraden • Züge während der Bauphasen in Teilabschnitten unterwegs
Für eine starke Schiene elektrifiziert die Deutsche Bahn (DB) in Rekordtempo die 164 Kilometer lange Eifelstrecke. Damit können zwischen Hürth-Kalscheuren und Trier-Ehrang künftig umweltfreundliche Elektrozüge statt Dieselfahrzeuge verkehren – ein Gewinn für die Region und ein wichtiger Beitrag für das Erreichen der Klimaziele. Während noch letzte Arbeiten für den Wiederaufbau der von der Flutkatastrophe zerstörten Strecke laufen, beginnt die DB zeitgleich mit der Elektrifizierung. Ab Ende Mai starten dafür unter anderem Untersuchungen des Baugrunds und Kampfmittelsondierungen. 2025 sollen erste Fundamente für die neuen Oberleitungsmasten errichtet werden. Die Bautrupps nehmen sich dabei Abschnitt für Abschnitt vor, um schnellstmöglich und im vorgesehenen Zeitrahmen fertig zu werden.
Für das Elektrifizierungsprojekt spannt die DB in einem eng getakteten Plan allein 300 Kilometer neuen Fahrdraht. Auf 17 Kilometern passen die Fachkräfte Gleise und Weichen sowie 56 Brücken für die Elektrifizierung an. In zehn Tunnelbauwerken wird außerdem Platz für neue Oberleitungen und elektrische Züge geschaffen. Um die Strecken in der Eifel mit Strom zu versorgen, setzt die DB zudem ein neues, innovatives Konzept ein, das Planung und Bauzeit deutlich verkürzt. Dafür verlegen die Bauteams rund 280 Kilometer Kabel und legen rund 70 Kilometer Kabelkanäle an. So kann auf den Bau neuer Hochspannungsleitungen verzichtet werden. Darüber hinaus errichtet die DB an der Eifelstrecke zehn Bahnstromanlagen.
Im von der Flut besonders zerstörten Streckenabschnitt Gerolstein – Nettersheim – Kall erledigen die Bauteams derzeit noch abschließende Wiederaufbauarbeiten. Nahezu gleichzeitig startet die DB mit dem gewaltigen Baupensum für die Elektrifizierung. Dafür komprimiert die DB die Bauarbeiten in möglichst wenigen Bauabschnitten und -zeiten. Den Anfang machen ab dem 27. Mai die Arbeiten zwischen Gerolstein und Auw an der Kyll. Ein detaillierter Überblick über die größeren Bauphasen bis 2025 ist in der beigefügten Grafik veröffentlicht. Die Planungen für 2026 werden derzeit noch erarbeitet.
Während der Bauphasen sind die Fachkräfte parallel an zahlreichen Projektschritten aktiv und setzen für einen effizienten Verlauf Spezial- und Großmaschinen ein. Klar ist aber: Ohne Einschränkungen für den Zugverkehr lässt sich dieses Jahrhundertprojekt für die Eifel nicht umsetzen. Weil sich an den Wiederaufbau der Strecke zwischen Gerolstein und Kall direkt die Bauarbeiten für die Elektrifizierung anschließen, brauchen die Fachleute eine Bauphase bis Juni 2025, in denen hier keine Züge fahren können.
Der bestehende Ersatzverkehr mit Bussen wird bis dahin fortgeführt. Für die Reisenden zwischen Trier-Ehrang und Gerolstein sowie Kall und Hürth-Kalscheuren sind die Züge bereits seit Längerem wieder im Einsatz.
Die DB versucht, die Auswirkungen für Pendler:innen und Reisende so gering wie möglich zu halten und Arbeiten weitgehend gebündelt durchzuführen. Während der Bauzeiten können die Züge nicht immer über die betreffenden Abschnitte der Eifelstrecke fahren. Damit die Fahrgäste dennoch weiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein können, erarbeitet die DB mit den Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen umfangreiche Ersatzkonzepte mit Bussen. Die DB wird über alle Bauphasen und ihre jeweiligen Auswirkungen auf den Zugverkehr detailliert im Vorfeld informieren.
Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe
Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 hatte die Eifelstrecke auf zahlreichen Abschnitten in NRW und Rheinland-Pfalz nahezu komplett verwüstet. Der Wiederaufbau kommt an vielen Stellen einem Neubau gleich. Der Wiederaufbau umfasst dabei neben der Strecke mit Gleisen, Schwellen und Schotter unter anderem auch 170 Brücken und Durchlässe sowie 24 Bahnübergänge. Gleichzeitig gestaltet die DB die Infrastruktur beim Wiederaufbau so, dass sie künftig widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterereignissen ist. Dazu gehören Brückenkonstruktionen ohne Mittelpfeiler, die bei einem potenziellen Hochwasser möglichst wenig Angriffsfläche bieten.
Der Wiederaufbau und der Start der Elektrifizierung im Rekordtempo ist neben der engen partnerschaftlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten vor allem durch gesetzliche Ausnahmeregelungen in den Flutgebieten möglich. So gelten zum Beispiel vereinfachte Bedingungen bei Planrecht und Vergabe. Bund, Land, Aufgabenträger, Gemeinden und DB arbeiten eng zusammen, um den Menschen schnell ein weiteres Stück Normalität zurückzubringen.
Elektrifizierung und Ökostrom bei der DB
Schon heute sind über 60 Prozent des deutschen Schienennetzes elektrifiziert. Rund 90 Prozent der Verkehrsleistung im Personen- und Güterverkehr des DB-Konzerns werden elektrisch erbracht.
Die DB betreibt in Deutschland ein eigenes Bahnstromnetz und deckt mehr als 65 Prozent des Bahnstroms mit erneuerbaren Energien ab. Damit liegt sie weit über dem öffentlichen Grünstrommix in Deutschland von derzeit unter 50 Prozent. Im Fernverkehr sind Reisende bereits seit 2018 mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs. Bis 2038 wird der gesamte DB-Bahnstrom – zehn Terawattstunden pro Jahr – zu 100 Prozent grün sein. Zudem wird die DB bis 2025 ihre Werke, Bürogebäude und Bahnhöfe in Deutschland vollständig mit Ökostrom versorgen.