Artikel: Unterwegs im Karriere-ICE
Deutschlands schnellste Bewerbung: Mit mehr als 200 km/h ist am Samstag ein besonderer ICE von München nach Erfurt gebraust – einer der beiden ersten Karriere-ICE von DB Fernverkehr. In zwei Wagen stellten DB-Kolleg:innen die Tätigkeiten in der Bordgastronomie, als Lokführer:innen und Zugbegleiter:innen vor.
Die beiden Wagen des ICE sind mit roten und weißen Luftballons geschmückt, Schautafeln geben erste Informationen zu verschiedenen Berufen, auf Tischen liegen VR-Brillen (virtuelle Realität) bereit, um in die Welt des Fernverkehrs einzutauchen. Sandra Baer und Melanie Kehl, Praxistrainerinnen bei DB Fernverkehr, bleiben mit den Teilnehmer:innen aber nicht in den beiden Wagen, in denen sich alles um den Einstieg und die Karriere bei DB Fernverkehr dreht. Sie machen sich auf den Weg durch den gesamten, gut besetzten Zug und zeigen ihnen unter anderem die Sicherheitseinrichtungen und die Sprechstelle, erläutern die Arbeit der Zugbegleiter:innen und der Kolleg:innen in der Bordgastronomie.
Infos zu UBK und Schichtdienst
Anna Maria Falci gefällt dort besonders die Vorbereitung der Speisen, aber auch der Service für die 1. Klasse. Die 52-Jährige war 25 Jahre in der Gastronomie tätig und arbeitet derzeit in einem Kindergarten. Die Einblicke während der Fahrt haben sie überzeugt: „Ich werden auf jeden Fall an einem Vorstellungsgespräch teilnehmen.“ Zurück im Karriere-Wagen erhalten sie und die anderen Interessent:innen noch jede Menge Informationen zur Unternehmensbekleidung, zum Schichtdienst und zur Ausbildung.
Erstmals Karriere-ICE unterwegs
Zwei Karriere-ICE (jeweils zwei speziell ausgestattete Wagen in regulären ICE) waren am 14. Oktober unterwegs: von Hamburg über Berlin und Erfurt nach Nürnberg sowie von München über Nürnberg nach Erfurt. In den Zügen erhielten Interessierte Infos zur Arbeit in der Bordgastronomie sowie von Lokführer:innen und Zugbegleiter:innen. Vor der Abfahrt gab es in den ICE-Werken Hamburg und München Einblicke in die Instandhaltungsjobs wie Mechatroniker:in, Elektroniker:in und Industriemechaniker:in. An den Bahnhöfen in Hamburg, Berlin, Erfurt, Nürnberg und München fanden anschließend 88 Bewerbungsgespräche statt, weitere folgen in dieser Woche.
Spannende Gespräche
Im zweiten Wagen begeistert Christian Meyer seine Zuhörer:innen für den Quereinstieg zum Lokführer oder zur Lokführerin. Der Gruppenleiter der Triebfahrzeugführer:innen in der Münchner Zugbereitstellung hat vor sieben Jahren selbst als Quereinsteiger bei der DB begonnen. „Die ersten vier Monate sind hart“, sagt Meyer. „Da muss man sich ganz auf das Lernen konzentrieren – allein das betriebliche Regelwerk hat 2.347 Seiten.“ Seine größte Motivation in dieser Zeit: „In der dritten Woche bin ich im ICE-Führerstand von München nach Kassel mitgefahren und durfte selbst fahren. Das war so cool – eines der besten Gefühle, die ich je hatte.“ Georg Rittgarn aus Bad Wörishofen hört fasziniert zu. Der 34-jährige Hotelbetriebswirt fährt gern Zug, der Blick hinter die Kulissen und die Gespräche mit den Lokführern begeistern ihn: „Das alles ist extrem spannend. Das Lernen schreckt mich nicht ab – ich werde mich unbedingt bewerben.“
Handwerk und Lernen
Blicke hinter die Kulissen gab es vor der Fahrt bereits in der Lokwerkstatt und im ICE-Werk von DB Fernverkehr in München. Vincent Lang ist dafür extra aus Stuttgart angereist. Der 20-Jährige wollte eigentlich Bundespolizist werden, sucht jetzt aber eine handwerkliche Alternative. Fertigungsingenieur Mathias Lüttig führt ihn und weitere Interessent:innen durch die Lokwerkstatt, wo 85 Handwerker:innen Loks und Triebzüge sowohl der DB als auch für andere Firmen reparieren. „Bei uns kommt es auf das Interesse fürs Handwerk an – und auf die Bereitschaft zu lernen“, sagt Lüttig.
ICE-Instandsetzung auf sechs Gleisen
Im ICE-Werk arbeiten 500 Mitarbeitende in der Instandhaltung, die sieben Tage in der Woche rund um die Uhr auf sechs Gleisen ICE prüfen und Instand setzen. Mechanikermeister und Teamleiter Andreas Prenzel erläutert auf Nachfrage der Teilnehmer:innen sämtliche Abkürzungen am Zug und erklärt am Gleis 6, was bei einer Fristprüfung nach 100.000 Kilometern in 24 Stunden alles untersucht und repariert wird. „Das ist alles sehr interessant, vor allem wie die Werkstatt aufgebaut ist“, sagt Daniel Hübner. Der 34-jährige Elektrikermeister hat bereits einige Erfahrungen mit Schienenfahrzeugen, denn er repariert U-Bahnen der Münchner Stadtwerke. „Die ICE hier sind natürlich viel größer. Das ist spannend. Ich werde mich sicher bewerben“, sagt Hübner.
Weitere Geschäftsfelder stellen sich vor
Während die Karriere-ICE unterwegs waren, konnten sich Interessent:innen an Bahnhöfen München, Nürnberg, Erfurt, Berlin, Hamburg Altona auch über Jobs in anderen Geschäftsfeldern informieren. Zum Beispiel präsentierten sich im Münchner Hauptbahnhof DB Cargo, DB Station&Service und DB Netz. In der ehemaligen Schalterhalle des Starnberger Flügelbahnhofs erläuterten DB Regio-Kolleg:innen vom Werk München-Pasing die Handwerksberufe in der Instandsetzung. Auf Gleis 36 stand ein Triebwagen der Baureihe 442 als Bewerberzug, in dem Mitarbeitende und Auszubildende Fragen beantworteten, Vorstellungsgespräche geführt wurden und sich Interessent:innen an einem Simulator ein Triebfahrzeug führen konnten. Außerdem waren Mitfahrten in einer Rangierlok möglich.