Einer, der für Harmonie auf dem Schienennetz sorgt

Artikel: Einer, der für Harmonie auf dem Schienennetz sorgt

Die DB bringt nicht nur Fans und Mannschaften zum Stadion. Sie hat auch die DB EURO Stars gekürt! 24 Kollegen und Kolleginnen u.a. aus Deutschland, Schottland, Ungarn und Schweiz, Spanien, Kroatien, Italien und Albanien, Slowenien, Dänemark, Serbien und England vertreten die DB als 25. Team bei der Fußball-Europameisterschaft 2024. Cristian Strackhaar vertritt seine Heimat Rumänien im Team der DB EURO Stars. Warum der DB InfraGO-Mitarbeiter „ein Exot“ ist, die Baustellen während der EM 2024 reduziert werden und das Turnier für ihn mehr ist als nur ein sportliches Großereignis.

Es gibt bei der DB rund 13.000 Fahrdienstleiter, über 19.000 Lokführer, aber nur einen einzigen „Kundenberater Schienenpersonenfernverkehr“. Cristian Strackhaar sagt selbst: „Ich bin ein Exot.“ Die übrigen seiner 13 Teamkolleg:innen bei DB InfraGO betreuen Kunden des Güterverkehrs. „In den Regionen gibt es zudem zehn Kundenberater, die den Nahverkehrstransporteuren mit Rat zur Seite stehen – doch ich bin unternehmensweit der einzige Berater für den Fernverkehr“, erläutert er.

Beruflich ein Exot

Wohlgemerkt – keine Endkunden: Strackhaar ist das Bindeglied zwischen DB InfraGO und all jenen zugangsberechtigten Kunden, die auf dem Schienennetz der Deutschen Bahn im Fernverkehr Züge fahren wollen. Der Hauptkunde ist natürlich DB Fernverkehr, aber auch Nachtzugbetreiber oder Museumsbahnen setzen auf seine Expertise. „Aufwändig wird es, Neukunden zu beraten: Wie funktioniert das System Bahn? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden? Wie laufen die Prozesse?“, schildert er. Aber das komme nur zwei, drei Mal im Jahr vor.

Vermittler zwischen Netz und Transporteuren: Der Arbeitsplatz von Cristian Strackhaar ist im „NETZwerk“ mit Blick auf den Frankfurter Hauptbahnhof.

Vielmehr bespricht er in regelmäßigen Meetings mit Kunden und Fachabteilungen die Gegebenheiten und Herausforderungen, die auf dem Schienennetz warten: „Geplante und kurzfristige Baustellen sind aktuell der Haupttreiber der Gespräche“, sagt er. Und gebaut wird viel. Die Themenliste entsprechend – ellenlang. Die Fahrlagenberatungen für die einen Tag nach der EM startende Riedbahnsanierung sind schon lange in trockenen Tüchern, derzeit stehen die weiteren geplanten Hochleistungskorridore etwa für 2026 im Fokus. „Die Gespräche sind oftmals intensiv“, sagt Strackhaar. „Ich vermittle, erläutere Notwendigkeiten und Restriktionen, gebe aber auch Wünsche der Kunden an unsere Fahrplaner weiter.“ Das Ziel: Konflikte bereits im Vorfeld zu beseitigen.

Auch das EM-Turnier spiele bei den Gesprächen eine Rolle: „Sei es die Verfügbarkeit von Fahrzeugen und Mitarbeitenden, Bau- und Störgeschehen – zusammen mit den Transporteuren haben wir intensiv daran gearbeitet, auch den vielen internationalen Fahrgästen einen bestmöglichen Service bieten zu können.“

Weniger Baustellen – mehr Kapazität

Als gelernter Fahrdienstleiter kennt Cristian Strackhaar das operative Geschäft nur zu gut. Eine Weiterbildung zum Fachwirt Bahnbetrieb und ein berufsbegleitendes Betriebswirtschaftsstudium haben ihn 2015 in die Zentrale des Schienennetzes geführt. In seiner vorangegangenen Funktion als Teamleiter der zentralen Baubetriebsplanung hat er im vergangenen Jahr daran mitgearbeitet, die Infrastruktur-Bauarbeiten während des Turniers entlang der Hauptkorridore und Umleitungswege zu reduzieren – „damit die Fans und Mannschaften mit dem Zug zu den Spielen und den Fanzonen anreisen können.“ Immerhin 14 EM-Sonderzüge täglich seien in diesen Wochen zusätzlich auf dem Netz unterwegs.

Züge steuern, Baustellen planen, Kunden beraten – es ist diese Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten bei der DB, die den 37-Jährigen fasziniert. Und auch einer der Gründe, warum er sich als DB EURO Star beworben hat. „Die bisherigen Treffen mit den übrigen DB EURO Stars waren inspirierend – es ist spannend zu sehen, wie vielfältig das System Bahn ist, welche Funktionen und Aufgaben die Kolleg:innen begleiten“, sagt er. Welche Hintergründe und Erfahrungen jeder Einzelne mitbringt.

Verbindende Kraft des Fußballs

Bei einer ICE-Zugtaufe im April war der Kollege als EM-Botschafter vor Ort.

Und dann ist da natürlich die Faszination für den Fußballsport im Besonderen. Als Cristian Strackhaar als Vierjähriger ohne ein Wort Deutsch zu können nach Deutschland kam, war es der Fußball, der ihm Halt gab: „Auf dem Bolzplatz, später im Sportverein.“ Ehrgeiz und Engagement haben ihn auch hierbei begleitet. Für die ganz hohen Ligen habe es zwar nie gereicht, dafür war er ab 2011 fünf Jahre lang als Torhüter Teil der DB-Nationalmannschaft. Eine Erkrankung zwang ihn zwischenzeitlich dazu, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. „Das waren zwei schwierige Jahre, doch jetzt geht es mir wieder gut – auch wenn inzwischen eindeutig der Spaß am Sport im Vordergrund steht.“ Als ein privater Radiosender kürzlich ein Europa-Team aus Hörern zusammenstellte, um es gegen eine Traditionsmannschaft von Eintracht Frankfurt antreten zu lassen, stand der Bahner auch mal wieder zwischen den Torpfosten.

Bei der Europameisterschaft drückt er sowohl der rumänischen als auch der deutschen Mannschaft die Daumen. Ohnehin stehe für ihn das Gemeinschaftsgefühl bei dem Turnier im Vordergrund: „Ich wünsche mir, dass – ähnlich wie beim Sommermärchen 2006 – ganz viel positive Energie freigesetzt wird. Über Nationengrenzen hinaus.“ Gerade ein Gespräch mit dem ukrainischen Kollegen Andrii Romanovskyi bei einem Treffen der DB EURO Stars habe ihm bewusst gemacht, wie wichtig Europa als Friedensprojekt ist: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir in Frieden leben – es ist ein hohes Gut, für das wir uns alle jederzeit einsetzen müssen.“