Cedric, der Engel aus der Regionalbahn

Doch der Reihe nach: Es war der 12. April 2024 kurz nach 16 Uhr, als der Triebfahrzeugführer der Regionalbahn RB 12970 – von Kaiserslautern unterwegs nach Lauterecken-Grumbach – kurz vor dem Haltepunkt Hirschhorn (Pfalz) ohnmächtig wurde.

Zu der Zeit befand sich im Fahrgastraum hinter dem Führerstand der Zugspitze auch Gleisbau-Azubi Cedric Engel. „Ich war bereits aufgestanden, weil ich in Hirschhorn wohne und dort aussteigen wollte. Irgendwie habe ich immer den Spleen, dann nochmal in den Führerstand zu schauen. In dem Moment merkte ich, dass irgendwas nicht stimmt. Wir waren noch knapp zwei Kilometer vor dem Haltepunkt in der Nähe eines Bahnübergangs, als der Lokführer den Zug stoppte und plötzlich vom Führersitz auf den Boden fiel und dort liegenblieb.“

„In dem Moment merkte ich, dass irgendwas nicht stimmt“

Gemeinsam mit einem weiteren Azubi aus der Werkstatt in Kaiserslautern, der zufällig mit im Zug war, erkannte Engel sofort den Ernst der Lage. Beide begaben sich direkt zum Triebfahrzeugführer und leisteten Erste Hilfe. 

Den DB-Chef Richard Lutz hat der Gleisbau-Azubi vor einiger Zeit auch schon getroffen.

Cedric Engel handelte weiter schnell und umsichtig und verständigte den Fahrdienstleiter über den Zugfunk und forderte einen Rettungswagen an. „Ich stand etwas unter Schock“, erzählte Azubi Cedric Engel. „Dennoch habe ich versucht über sein Telefon die Dienst- und Leitstelle anzurufen.“

Die Motoren des Zuges der Baureihe BR 628 wurden zunächst abgestellt und das Fahrzeug gegen Wegrollen per Notbremse gesichert. Da der Lokführer noch ansprechbar war und kurz wieder auf die Beine kam, gelang es mit gemeinsamen Kräften, den Zug zumindest bis zum Haltepunkt Hirschhorn weiterfahren zu lassen. Dort legte sich der Kollege wieder auf den Boden. Zum Glück war der Rettungsdienst kurz darauf zur Stelle.

Inzwischen waren den beiden DB-Azubis zwei weitere weibliche Azubis aus dem Pflege- bzw. Medizin-Bereich zur Hilfe geeilt, die ebenfalls im Zug saßen.

„Ich sehe nicht nur hin, sondern tue etwas“

Am Haltepunkt wollte Cedric Engel per Durchsage die Reisenden bitten, die Regionalbahn zu verlassen. „Doch leider fand ich irgendwie nicht den richtigen Knopf“, erinnert er sich fast entschuldigend. Und wieder handelte er schnell und machte sich – gemeinsam mit dem anderen DB-Azubi – auf den Weg durch den Zug, um die Mitreisenden lautstark („Ich musste fast schon brüllen!“) über die Situation mit dem erkrankten Lokführer zu informieren. Eine Sache störte ihn dabei massiv: „Einige Reisende gingen bewusst in Richtung erste Tür, um einen Blick auf den Kollegen zu erhaschen. Da bin ich richtig stinkig geworden!“

Cedric Engel mit seinen neuen DB Sneakers, die er als Dank für seine Zivilcourage bekommen hat.

Dem betroffenen Triebfahrzeugführer aus der Einsatzstelle Kaiserslautern geht es inzwischen wieder gut. Das hat Cedric im Nachgang durch ein Telefonat mit dessen Teamleiter erfahren.

Dass der junge Gleisbauer in dieser besonderen Situation so hilfsbereit zur Stelle war, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit: „Ich sehe nicht nur hin, sondern tue etwas.“ Er habe auch schon einen Rucksack mit wertvollem Inhalt gefunden und zur Polizei gebracht.

„Das ist ja eine coolere Prämie als Geld!“

„Wir sind stolz auf unseren Gleisbauauszubildenden Cedric Engel. Durch seine aufmerksame Reaktion und das schnelle Eingreifen konnte Schlimmeres verhindert werden. Mit diesem Verhalten ist er ein Vorbild nicht nur für seine Mitauszubildenden, sondern für uns alle“, sagt Tatiana Bezrogova, Nachwuchskräftegesamtkoordinatorin. Sie überreichte in den vergangenen Tagen dem engagierten Kollegen auch als kleines Dankeschön für dessen Zivilcourage ein Paar nagelneue DB Sneaker. Sein Kommentar: „Das ist ja eine coolere Prämie als Geld!“