Haltung zeigen ist eine immerwährende Aufgabe

Haltung ist immer auch das Resultat der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Für die DeutscheBahn gilt das einmal mehr. Als Unternehmen sind wir untrennbar mit der über 185-jährigen Geschichte der Eisenbahn in Deutschland verbunden, die wirtschaftlichen Fortschritt und Mobilität für die breite Masse ermöglichte. Das heutige Schienennetz entstand im Wesentlichen bereits im 19. Jahrhundert und ist damit im wörtlichen wie im übertragenen Sinne unser Fundament.

Die Geschichte der Eisenbahn in Deutschland hat viele gute, aber auch immens bedrückende Seiten. Die Deutsche Reichsbahn, eine der Vorläuferorganisationen der heutigen Deutschen Bahn, hat sich mit den politischen Zielen der nationalsozialistischen Politik gemein gemacht. Ohne die Deutsche Reichsbahn wäre die Deportation in die Vernichtungslager nicht möglich gewesen.

Das Gedenken an die Opfer lebendig halten

Unsere Vergangenheit lehrt uns, wohin Antisemitismus, Rassismus und eine zutiefst antidemokratische Politik führen. Die Deutsche Bahn setzt sich deshalb für die kritische und verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte ein. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, immer wieder an die Beteiligung der Reichsbahn an den Verbrechen des NS-Regimes zu erinnern und das Gedenken an die Opfer lebendig zu halten. Es ist unsere historische Verantwortung.

Beispiele sind das „Mahnmal Gleis 17“ am Bahnhof Grunewald in Berlin, wo die systematischen Deportationen aus Deutschland begannen, oder die Dauerausstellung „Die Deutsche Reichsbahn im Nationalsozialismus“ im Nürnberger DB Museum. Wir unterstützen die Gedenkstätte Yad Vashem und sind Firmenmitglied des Deutschen Freundeskreis Yad Vashem. An vielen verschiedenen Bahnhöfen war die Wanderausstellung „Gegen das Vergessen“ des Fotografen Luigi Toscano zu Gast, der mit überlebensgroßen Portraits an die Opfer des Holocaust erinnert. Für 2022 sind weitere Stationen geplant.

Haltung muss sich im Tun widerspiegeln

Die offene und kritische Auseinandersetzung mit unserer Geschichte ist Teil unserer Unternehmenskultur. Wir sind davon überzeugt, dass aus der bewussten Beschäftigung mit der Vergangenheit Verständnis und Verantwortungsgefühl erwachsen können, sich auch persönlich gegen Antisemitismus, jede Form von Rassismus und Geschichtsvergessenheit zu wehren. Freiheit, Demokratie, Vielfalt und ein friedliches Miteinander sind zentrale Werte unseres Unternehmens.

Die aktuelle weltpolitische Lage macht einmal mehr deutlich, dass diese Werte nicht immer und überall selbstverständlich sind. Umso wichtiger, dass Haltung nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern sich in unserem Tun widerspiegelt. Haltung und Engagement sind deshalb bei der Deutschen Bahn untrennbar miteinander verbunden. Genau das stellen unsere Mitarbeitenden aktuell wieder unter Beweis.

Angesichts des Krieges in der Ukraine haben wir die größte Hilfsaktion unserer Geschichte in Rekordzeit auf die Beine gestellt, um den Menschen in und aus der Ukraine zu helfen. Das große Engagement unserer Mitarbeitenden macht mir Hoffnung, dass Werte wie Solidarität und Menschlichkeit stärker sind als Hass und Ignoranz.

Verantwortung für unsere Gesellschaft übernehmen

Haltung zeigen ist eine immerwährende Aufgabe und manchmal ein unbequemer Kampf. Haltung erfordert Mut und kontinuierliche Anstrengungen. Denn aus wohlklingenden Worten allein entsteht noch kein Wert. Als Vorstandsvorsitzender eines Unternehmens, dessen Vorläuferorganisation auf diesem Gebiet so kläglich versagte, ist es mir ein Herzensanliegen, dass wir diese Aufgabe annehmen: Haltung zu zeigen und – auch aufgrund unserer Geschichte – laut Widerspruch zu leisten und Verantwortung für unsere Gesellschaft zu übernehmen.

Als Deutsche Bahn bringen wir Menschen zusammen, überwinden Distanzen und leisten einen Beitrag zum Zusammenwachsen von Europa. Im Wortwörtlichen, wie auch im Symbolischen. Wir stehen für ein weltoffenes, tolerantes und vielfältiges Miteinander ein.